Zwillingsstudien sind eine feine Sache: Durch den Vergleich von eineiigen und zweiigen Zwillingen lässt sich über die Jahre untersuchen, was unser Leben mehr beeinflusst: Gene oder Umwelt.
Denn eineiige Zwillinge sind genetisch fast identisch, zweieiige nicht, aber eben gleich alt und oft gleich aufgewachsen. Sozialwissenschaftler von den Unis Bielefeld und Saarbrücken nutzen das, um soziale Ungleichheit im Laufe der Zeit zu untersuchen. Rund 4000 Zwillingspaare machen bei der Studie "Twin Life" mit und jetzt gibt es die ersten Zwischenergebnisse.
Eineiige Zwillingen haben einen ähnlicheren IQ
Das erste, wenig überraschende: Sowohl Gene als auch Umwelt beeinflussen unser Leben. Beispiel: Intelligenz. Da sagt man ja, dass Intelligenz stark von den Genen beeinflusst ist – und tatsächlich: Eineiige Zwillinge haben am häufigsten ähnliche Intelligenzquotienten, besonders wenn sie in der gleichen Familie aufwachsen. Nicht mehr so stark ist der Zusammenhang bei zweieiigen Zwillingen - auch wenn sie zusammen aufgewachsen sind und noch schwächer ist der Zusammenhang bei normalen Geschwistern. Und bei nicht verwandten, aber zusammen aufgewachsenen Kindern ist der Zusammenhang in Sachen Intelligenz am niedrigsten.
Beim Thema Bildung ist es komplizierter, zu bestimmen, ob Gene oder Umwelt wichtiger sind. In Deutschland hängt Bildung immer noch sehr oft vom Elternhaus ab – Beispiel: Wenn Eltern eine hohe Bildung haben, kommen auch die Kinder öfter aufs Gymnasium. Aber: Die konkreten Schulnoten, unabhängig von der Schulform, die hängen dann laut den Forschern stärker von den Genen ab.
Dass sowohl die Gene als auch die Umwelt Einfluss haben, ist keine Überraschung. Aber: Ein interessantes Zwischenergebnis hat die Studie schon hervorgebracht:
Es geht um das Alter zwischen 17 und 23. Da spielt die Familie keine so große Rolle mehr - etwa bei der politischen Orientierung. Die ist in jungen Jahren in der Regel nah an der Position der Familie. Später kann sie sich ändern, und bei Zwillingen ändert sie sich oft in eine ähnliche Richtung - besonders, wenn es sich um eineiige Zwillinge handelt.
Die Studienergebnisse sind allerdings vorläufig. Die Studie dauert noch mehrere Jahre.