Das Ergebnis des Europäischen Gesundheitsberichts der WHO ist ein klassisches "ja, aber ...".

Denn der Bericht sagt: Eigentlich geht es uns gut. In Europa ist die Lebenserwartung in den letzten fünf Jahren um ein ganzes Lebensjahr gestiegen. In Deutschland liegt sie laut Weltgesundheitsorganisation mittlerweile bei 81 Jahren - damit sind wir relativ weit oben auf der Vergleichsliste. Grund dafür ist vor allem das gute Gesundheitssystem. An unserem Lebensstil liegt es sicher nicht, denn - und jetzt kommt das Aber: Die Deutschen sind zu dick, trinken zu viel und können das Rauchen nicht lassen.

Matthias Wurms, Wissensnachrichten
"Das ist so, wie wenn du sagst: Mir geht’s gut – obwohl du noch einen Kater hast von gestern Abend, obwohl die Hosen nicht mehr richtig passen und obwohl dir beim Treppen steigen die Luft ausgeht, weil du mal wieder zu viel geraucht hast."

Beim Alkohol zum Beispiel liegt Europa weltweit schon immer weit vorn - wir Deutschen toppen den europäischen Durchschnittswert aber noch einmal deutlich. In Europa trinken über-15-Jährige im Schnitt knapp neun Liter reinen Alkohol im Jahr - in Deutschland sind es zwei Liter mehr.

Übergewichtig sind vor allem Männer

Vor allem das Übergewicht der Menschen macht den Experten der WHO aber Sorgen. Schaue man sich heute die elfjährigen Jungen in Deutschland an, dann sei fast jeder Fünfte von ihnen übergewichtig. Die Befürchtung: Hier wächst eine ganze Generation von chronisch Kranken heran.

Dabei ist es eigentlich so, dass eher Frauen fettleibig sind als Männer. In Deutschland liegt das Problem aber anders: Hier sind eher die Männer übergewichtig, die Frauen fühlen sich aber zu dick. Fast jede zweite 15-Jährige ist nicht zufrieden mit ihrer Figur, obwohl die rein medizinisch betrachtet völlig okay ist.

Regierungen sollten stärker eingreifen

Die WHO ist der Meinung, dass Aufklärung allein wenig hilft, damit die Menschen gesünder leben. Sie empfiehlt, dass die Regierungen mehr Anreize schaffen sollten, gesund zu leben: Also Raucher ausgrenzen oder ungesunde Sachen teurer machen, zum Beispiel durch eine Zuckersteuer. Damit hätten einige Länder gute Erfahrungen gemacht. Als Beispiel nennt die WHO auch Schottland, wo es seit Mai einen Mindestpreis für Alkohol gibt. Deutsche Forscher sagen, die Steuer auf Alkopops vor 14 Jahren habe auch gut funktioniert.