Eigentlich gilt Empathie als sehr menschliche Eigenschaft.
Das Mitfühlen mit anderen wurde aber auch schon bei Menschenaffen und auch Ratten im Ansatz nachgewiesen. In einem neuen Experiment hat ein Neurowissenschafts-Team aus den Niederlanden Ratten auf die Probe gestellt. Dafür wurden die Tiere darauf trainiert, dass sie einen bestimmten Hebel betätigen und dann leckeres Futter bekommen. In einem zweiten Schritt wurde ihnen gegenüber ein Artgenosse platziert. Jedes Mal, wenn die Ratten jetzt den Hebel betätigten, bekam der Artgenosse einen leichten elektrischen Schlag und quiekte.
Es zeigte sich, dass die Ratten den Hebel trotz Leckerlies entweder gar nicht oder viel seltener betätigten. Selbst, als ihnen doppelt so viel Futter angeboten wurde, verzichteten sie. Erst bei einer dreifachen Portion ignorierten sie die Schmerzen der Nachbarratte. Die Forschenden sagen aber auch, dass das Verhalten vielleicht nicht an Empathie liegt, sondern daran, dass die Ratten das Quieken des Nachbarn stört.
Die Abneigung dagegen, anderen Schaden zuzufügen, ist bei den Ratten laut den Forschenden wohl im gleichen Bereich des Gehirns verankert (anteriorer cingulärer Cortex). Der wird bei Menschen aktiv, wenn wir Schmerz von Mitmenschen nachempfinden. Wurde dieser Hirnbereich bei den Ratten deaktiviert, war es ihnen egal, was ihre Artgenossen empfanden.
Vielleicht gab es diese Motivation also schon beim letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Ratte - vor mindestens 93 Millionen Jahren. Ein Vorteil, dass Ratten möglicherweise ähnlich empathisch sind wie Menschen, könnte sein, dass mit ihrer Hilfe Medikamente entwickelt werden können - etwa für Menschen, die unter Persönlichkeitsstörungen wie Psychopathie oder Soziopathie leiden. Im Moment gibt es keine wirksamen Medikamente, um bei diesen Menschen gewaltsames Verhalten zu verringern.