Ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle - kann das funktionieren?

Befürworter sagen: Das spart viel Bürokratie, motiviert Menschen, das zu tun, was sie gern tun, und führt am Ende dazu, dass es weniger soziale Ungleichheit gibt. Die Gegner sagen: Das kostet zu viel und am Ende arbeitet niemand mehr.

Forscher der britischen Uni Bath haben alle Szenarien durchgespielt, wann und wie so ein Grundeinkommen funktionieren könnte - oder eben auch nicht. Sie haben zum einen ausgerechnet, was es kosten würde, wenn jeder die jetzige Sozialhilfe bekommen würde. Die liegt in Großbritannien im Moment bei umgerechnet etwa 330 Euro für Erwachsene. Demnach müsste der Staat 330 Milliarden Euro zusätzlich aufbringen, wenn man sonst nichts ändert, also andere Sozialleistungen weiterzahlt. Das wäre so viel wie die deutsche Regierung insgesamt jedes Jahr ausgibt.

Gegenfinanzierung funktioniert nur, wenn alles andere abgeschafft wird

Die Forscher haben untersucht, wie man das Grundeinkommen komplett gegenfinanzieren kann. Dafür müssten erstmal alle anderen Sozialleistungen abgeschafft werden, wie Kindergeld, staatliche Pensionen, Zuschüsse für Niedrigverdiener oder Steuerfreibeträge und die Einkommenssteuer müsste noch um vier Prozent steigen.

Zu mehr Gerechtigkeit würde ein Grundeinkommen aber nicht unbedingt führen. Die britischen Forscher kommen zu dem Schluss, dass rein finanziell betrachtet, die Armut nicht abnehmen würde und die Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft sogar zunähme. Sie haben deshalb auch noch weniger radikale Modelle untersucht. Eine Idee, die auch schon in Deutschland diskutiert wird, ist zum Beispiel ein Grundeinkommen für junge Menschen. Das hieße: Alle zwischen 18 und 25 bekämen ein festes Einkommen und dafür würden alle Förderprogramme für den Jobeinstieg oder ähnliches gestrichen. Da kommt die Studie zu dem Schluss, dass die Armut um zehn Prozent sinken würde für umgerechnet gut 26 Milliarden Euro pro Jahr. 

Das klingt machbar. Aber die britischen Forscher geben zu, dass es bis jetzt noch zu wenige Studien gibt, um das zu klären.

Matthias Wurms, DRadio Wissen
Wir wissen überhaupt nicht, wie sich die Menschen verhalten würden. Genau das wäre aber mitentscheidend, wenn ein ganzes Land und eine ganze Gesellschaft umkrempelt wird. Und diese Frage beantwortet auch diese neue Studie nicht wirklich. 

Erkenntnisse könnte ein Feldversuch bringen, der gerade in Finnland läuft. Da kriegen 2000 zufällig ausgewählte Arbeitslose zwischen 25 und 58 Jahren zwei Jahre lang kein Arbeitslosengeld mehr, sondern 560 Euro monatlich als Grundeinkommen. Ein anderes Pilotprojekt läuft in Kenia. Die Initiative "Give Directly" stellt Bedürftigen mithilfe von Spendengeldern ein Basiseinkommen von 1000 Dollar pro Jahr zur Verfügung.

Auch in Deutschland wünschen sich viele, dass ein Grundeinkommen eingeführt wird. Das Cashback-Portal Shoop hat gut tausend Deutsche befragt – und drei Viertel waren für ein Grundeinkommen. Im Schnitt hielten sie etwa tausend Euro pro Monat für passend.