Wenn wir gegen Regeln verstoßen, dann geben wir das nur sehr ungern zu. Selbst dann, wenn es anonym ist, in einem Fragebogen zum Beispiel. Soziale Erwünschtheit heißt hier das Stichwort – eigentlich wissen wir ja genau, was von uns erwartet wird. Dieses Problem hatte auch ein internationales Wissenschaftsteam, das in zwölf Ländern untersuchen wollte, wie streng sich Menschen an die Corona-Regeln halten. Es hat aber auch eine Lösung dafür gefunden: Die Forschenden haben die Fragen für eine Testpersonen-Gruppe so formuliert, dass ihnen kein schlechtes Gewissen gemacht wurde.
Weniger Schuldgefühle, mehr Ehrlichkeit
Zum Beispiel stand in der Einleitung zu den Fragen, dass nicht alle Menschen seit Beginn der Pandemie ihr Verhalten geändert hätten, oder dass sie die Regeln zwar befolgen wollten, das aber nicht könnten. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die direkt zu ihrem Corona-Verhalten befragt wurde, gaben die Testpersonen, denen die Schuldgefühle so genommen worden waren, deutlich häufiger Regelverstöße zu – sie hatten zum Beispiel die Maske unerlaubt abgenommen, Menschen zur Begrüßung umarmt oder waren auf einer Veranstaltung ohne strenge Abstandregeln gewesen.
Der Effekt zeigte sich für Befragte aus allen zwölf Ländern und unabhängig von Alter, Geschlecht oder Bildungsstand. Die Forschenden hoffen, dass ihre Fragestrategie jetzt häufiger zu Einsatz kommt, wenn es um die Akzeptanz und Einhaltung der Pandemie-Maßnahmen geht.