Ständig mit dem Stuhl kippeln und Konzentrationsprobleme - das kann ein Zeichen für ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) sein. Wenn ein Kind vergleichsweise früh eingeschult wird, bekommt es häufiger so eine Diagnose als ältere Kinder.
Das ist das Ergebnis einer Studie im New England Journal of Medicine, für die die Daten von mehr als 400.000 amerikanischen Kindern ausgewertet wurden. Dabei fanden die Forscher einen deutlichen Unterschied in US-Staaten, bei denen es einen Stichtag für die Einschulung in die Vorschule gibt. Bei Kindern, die gerade erst fünf geworden waren, war die Rate von ADHS- Diagnosen um rund ein Drittel höher als bei Kindern, die bei der Einschulung schon rund ein Jahr älter waren.
Einfach nur unreif?
Der Erstautor der Studie vermutet, dass bei vielen sehr jungen Kindern ADHS überdiagnostiziert werden könnte, weil sie im Vergleich zu deutlich älteren Klassenkameraden unreif wirken. Auch eine andere Studie aus Deutschland hat schon einen Zusammenhang zwischen frühem Einschulungsalter und einer ADHS-Diagnose belegt - allerdings lag der Unterschied hier nur im Prozentpunktebereich.
In den USA ist die Zahl der ADHS-Diagnosen in den letzten 20 Jahren dramatisch gestiegen - mehr als fünf Prozent der Kinder bekommen deswegen Medikamente. In Deutschland sind es nur ein bis zwei Prozent, und die Zahl der Diagnosen ist stabil.