"Antisemitische Einstellungen gehen zurück" schreibt der Stern und beruft sich auf eine repräsentative Umfrage, die er bei Forsa in Auftrag gegeben hat - über 2000 Menschen haben daran im November teilgenommen.

Demnach haben sieben Prozent der Deutschen eine latent antisemitische Einstellung. Andere Analysen, die vor Beginn des Kriegs im Gazastreifen durchgeführt wurden, kommen zu Ergebnissen in ähnlicher Höhe oder einer deutlich stärkeren Ausprägung.

2003, als Israel ins Westjordanland einmarschiert ist und angefangen hat den Gazastreifen abzuriegeln, gab es so eine Umfrage mit denselben Fragen schonmal. Damals hatten noch mehr als dreimal so viele eine latent antisemitische Einstellung. Etwa genauso hoch (24 Prozent) ist der Anteil heute nur bei den Anhängerinnen und Anhängern der AfD. Antisemitismus gibt es laut der Studie quasi gar nicht (1 Prozent) bei jungen Leuten.

Mehr antisemitische Straftaten

Andererseits sind die antisemitischen Straftaten in Deutschland stark gestiegen. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel Anfang Oktober zählt das Bundesinnenministerium über 4000 Straftaten in dem Zusammenhang. Einige hundert mit antisemitischer Gewalt. Der Berliner Antisemitismusbeauftragte sagte dem Stern, dass der Antisemitismus in Deutschland radikaler wird. Der harte Kern werde lauter und gewaltbereiter. Diese Tendenz gab es schon vor dem Krieg im Gazastreifen.

Eine Studie des Sachverständigenrats für Integration und Migration mit Daten von 2020 zeigt ganz ähnliche Zahlen zu antisemitischen Einstellungen bei Deutschen ohne Migrationshintergrund. Sie zeigt aber auch, dass Antisemitismus bei Menschen aus der übrigen EU und vor allem der Türkei deutlich stärker ausgeprägt ist. Diese Studie hat auch die Rolle Israels im Zusammenhang mit Antisemitismus untersucht. Über ein Viertel der Menschen in Deutschland stimmten zu, dass es durch die israelische Politik mehr Judenhass gibt.