Küsschen rechts, Küsschen links - und wenn wir jemanden besonders gern haben wird natürlich auch auf den Mund geknutscht. Küssen ist bei uns Menschen weit verbreitet. Bis heute ist aber immer noch nicht klar, warum wir das eigentlich tun.
Ein Evolutionspsychologe der Uni Warwick legt im Fachmagazin Evolutionary Anthropology jetzt eine neue Theorie vor: Demnach hat sich das leichte Saugen an den Lippen aus einem Pflegeverhalten entwickelt.
Lippen gegen Ungeziefer
Unsere Vorfahren sollen die Lippen genutzt haben, um sich gegenseitig von Parasiten zu befreien. Das kann auch heute noch bei Menschenaffen beobachtet werden, die sich lausen. Ein Verhalten, dass nicht nur der Reinigung, sondern auch der Bindung innerhalb der Gruppe dient.
Als unsere Vorfahren langsam ihr Körperfell verloren und die Pflegesitzungen kürzer wurden, blieb das abschließende leichte Saugen mit den Lippen erhalten und wurde zum Ausdruck von Nähe und Zuneigung.
Bisherige Theorien zum Küssen
Bisher gibt es viele verschiedene Theorien zum Küssen: Unter anderen, dass dadurch Bakterien ausgetauscht werden, die dem Immunsystem helfen oder dass es dadurch entstand, dass unsere Vorfahren so vorgekautes Essen weitergaben. Der Evolutionspsychologe sagt, dass dabei aber nicht die Lippen geschürzt und gesaugt wird, wie es beim Küssen üblich ist.
Die frühesten schriftlichen Belege über das Küssen sind rund 4500 Jahre alt. Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass sich auch Neandertaler schon geküsst haben.