Ein kanadisches Archäologie-Team sagt aber, dass Menschen in der Steinzeit so etwas wohl freiwillig gemacht haben, um ihre Leidensfähigkeit zu beweisen. In Höhlenmalereien in Spanien und Frankreich sind Handumrisse zu sehen, bei denen einzelne Finger kürzer sind - als wären sie entfernt worden. Die Erklärungen für diese Handabdrücke reichen bisher von Unfällen über Erfrierungen, bei denen die Menschen Finger verloren haben könnten, bis hin zu künstlerischer Freiheit - vielleicht konnten die Steinzeitmenschen einfach Hände nicht ordentlich malen.
Das Ritual gibt es noch heute
Die kanadischen Forschenden hatten ihre These eines Finger-Abschneide-Rituals schon einmal präsentiert. Kritiker hielten das für wenig plausibel, weil Menschen mit fehlenden Fingern zur damaligen Zeit schlechte Überlebenschancen gehabt hätten. Die Kanadier halten dagegen: Sie haben Belege gefunden, dass sich Menschen im Laufe der Geschichte in über 100 Gesellschaften weltweit freiwillig Finger entfernt haben. Bis heute lassen sich etwa Frauen der Dima in Neuguinea einen Finger abschneiden, wenn sie ein Kind verloren haben. Das Ritual scheint also im Laufe der Menschheitsgeschichte häufiger vorgekommen zu sein.