Aber dort ging es auch ganz schön grausam zu: In vielen Ritualen wurden Menschen geopfert, besonders häufig Kinder und Jugendliche. 1967 wurden in der alten Tempelstadt Chichén Itzá in einer unterirdischen Opferstätte die Überreste von mehr als 100 Kinderleichen gefunden, die wahrscheinlich zwischen dem Jahr 800 und 1000 getötet wurden. Ein Archäologie-Forschungsteam hat einen Teil davon jetzt genauer untersucht und festgestellt: Alle Opfer waren männlich. Und: Mehr als ein Viertel der Jungen war eng miteinander verwandt, wahrscheinlich waren es Brüder und es gab auch zwei Zwillingspaare.
Die Erkenntnisse, die im Fachmagazin Nature veröffentlicht wurden, widersprechen laut den Forschenden Berichten aus dem frühen 20. Jahrhundert, laut denen vor allem Mädchen und junge Frauen geopfert wurden. Wahrscheinlich hängt der Fokus auf männliche Kinderpaare mit dem Schöpfungsmythos der Maya zusammen. In einer Geschichte wird ein männliches Zwillingspaar von den Unterweltgöttern geopfert, aus ihrem Körper geht aber ein weiteres Zwillingspaar hervor und so entsteht ein Zyklus von Opferung und Wiederauferstehung.