Mit dem Arabischen Frühling entwickelten sich politische Graffitis in Kairo zu einem Kult. Doch seit einiger Zeit gehen die Sicherheitsbehörden wieder verschärft gegen Graffitis und die Künstler vor.
DRadio-Wissen-Reporterin Cornelia Wegerhoff ist durch die Straßen Kairos gegangen. In der Mahmoud-Straße in der Kairoer Innenstadt seien noch zahlreiche Graffitis zu sehen, erzählt sie. Aber es würden keine neuen mehr entstehen.
"Präsident Sisi, den traut sich keiner zu sprühen, obwohl es auch Kritik an ihm gibt, an der harten Vorgehensweise seiner Sicherheitsbehörden."
Wer zu scharf gegen das politische Regime sprayt, der muss wie der Sprayer Ganzeer mit unangenehmen Kampagnen rechnen. Ganzeer hat die Konsequenzen gezogen und lebt inzwischen in den USA, sagt Cornelia Wegerhoff.
Viele Graffitis, die Kritik an der Gewalt durch die Sicherheitskräfte übten, wurden überpinselt. So auch eine Schablonenzeichnung an der Stelle, wo die Aktivistin Shaima Al Sabbagh am 24. Januar ermordet wurde, berichtet der Sprayer Ammar Abo Bakr. Mit dem Verschwinden der Graffitis würde deutlich werden, wie sich die politische Lage in Ägypten verändert habe, sagt Cornelia Wegerhoff.
Die veränderte politische Stimmung zeigt sich auch an der Tatsache, dass der Import des Bildbands "Walls of Freedom" gestoppt wurde, obwohl er bereits in Kairoer Buchhandlungen zu kaufen war. Der Bildband zeigt die Kairoer Graffiti-Kunstwerke. Herausgebracht hat ihn ein Berliner Verlag.
"Die Leute wandern auch ins Gefängnis, ohne Graffitis zu malen."
"Anstiftung zur Revolution und Gewalt gegen die Sicherheitskräfte" ist die Begründung der Konfiszierung, erzählt der Verleger Don Karl. Doch diese Begründung war nicht lange haltbar. Inzwischen sind die 400 Bände auf dem Weg in die Buchhandlungen.
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