Die Stiftung Warentest hat 23 Zyklus-Apps getestet: 18 sind mangelhaft. Nur zwei Apps taugen zur Verhütung. Vom Prinzip sind sie der Kalendermethode ähnlich, nur viel unsicherer.
Hermann Knaus war ein Frauenarzt aus Österreich, der 1928 seine Verhütungsmethode zum ersten Mal vorstellte. Der japanische Gynäkologe Kyusaku Ogino hatte seine Methode bereits 1927 veröffentlicht. Ogino erforschte den weiblichen Zyklus und entwickelte eine Rhythmus-Methode, um die Empfängnischancen zu maximieren. Sein Verfahren hat er ausdrücklich nicht zur Verhütung empfohlen.
Im Grunde ist Knaus zur gleichen Erkenntnis wie Ogino gelangt, dass nämlich die Eizellen nur 12 Stunden lang fruchtbar sind. Die Samenzellen können im Gebärmutterhals und im Uterus bis zu drei Tage überleben. Sie sollten spätestens nach dem zweiten Tag die Eizelle erreichen, um sie befruchten zu können. Nach der Knaus-Ogino-Methode haben Frauen ihre fruchtbaren Tage um den Eisprung herum berechnet und entweder viel Sex gehabt, um schwanger zu werden, oder keinen, um eben nicht schwanger zu werden.
Unsere Reporterin Carolin Bredendiek hat sich die 23 Zyklus-Apps angesehen, die Stiftung Warentest getestet hat: In den Apps gibt die Frau an, wann sie ihre Regelblutung hat. Auf dieser Grundlage berechnen die Apps den Zyklus auf Monate im Voraus. Außerdem liegen den Berechnungen Durchschnittswerte des Nutzerinnenschwarms zugrunde. Der Zyklus ist also nicht auf die einzelne Frau abgestimmt und unterm Strich noch unsicherer als Knaus-Ogino.
"Die wenigsten Frauen haben einen Zyklus, auf den sie sich komplett verlassen können. Es reicht eine Reise, eine Erkältung, Stress auf der Arbeit, damit sich der Zyklus ein bisschen dereguliert. Dadurch kann er etwas länger oder kürzer werden."
Frauen benutzen diese Zyklus-Apps als Verhütungsmethode und orientieren sich an den fruchtbaren und unfruchtbaren Tagen, die die App berechnet. Entweder haben sie dann an den fruchtbaren Tagen keinen Sex oder benutzen zusätzlich Kondome. Das ist aber alles andere als eine zuverlässige Verhütungsmethode.
Zwei der Zyklus-Apps scheinen aber tatsächlich zur Verhütung zu taugen, allerdings kommen da noch zusätzliche Tests dazu. Bei Lady Cycle und My NFP (Natürliche Familienplanung) müssen die Frauen zusätzlich jeden Morgen die Temperatur messen und den Zervix-Schleim, der aus der Gebärmutter, beobachten. Beide Angaben werden in die App eingegeben. Das ist genauso wie bei der Kalendermethode, nur dass die App alle Daten verwaltet und Ergebnisse ausspuckt.
Hundertprozentig sicher sind diese beiden Apps auch nicht, genauso wenig wie die Kalendermethode. Auf der Seite von Pro Familie sind mehrere Methoden im Pearl-Index aufgeführt. Das ist ein Ranking der Verhütungsmethoden nach Zuverlässigkeit.