Am 15. März 2019 trifft Zyklon Idai auf Land und richtet schwere Verwüstungen an der Südostküste Afrikas an. Betroffen sind vor allem Mosambik, Simbabwe und Malawi. Die Uno schätzt die Notlage der Menschen ähnlich schlimm ein wie in Syrien.
Erst zehn Tage nachdem der Zyklon Idai in Südostafrika gewütet hat, wird das Ausmaß der Katastrophe wirklich klar. Auch, weil es Hilfsorganisationen kaum möglich war, in die zerstörten Gebiete vorzudringen, erklärt Daniel Timme, der für die Unicef in Mosambik ist. Inzwischen ist er in der völlig zerstörten Küstenstadt Beira in Mosambik angelangt. Es fehle eigentlich an allem, sagt er, vor allem in den ländlichen Gebieten.
"Wir gehen davon aus, dass ungefähr 1,8 Millionen Menschen humanitäre Hilfe brauchen, davon sind fast eine Million Kinder."
Auch in Simbabwe und Malawi sind Schätzungen zufolge eine Million Menschen auf Hilfe angewiesen. Die höchste Krisenwarnstufe bedeutet Uno-intern vor allem, dass dadurch Mittel zur Verfügung gestellt werden, um schnell noch mehr Helfer und Hilfsgüter einzufliegen und logistische und finanzielle Hilfe zu mobilisieren.
Menschen in Sicherheit bringen
Das wichtigste ist aktuell immer noch, Menschen in Sicherheit zu bringen, die von den Überschwemmungen überrascht wurden. Aber es fehlt auch an sauberem Trinkwasser - vor allem in den ländlichen Gegenden. Die Bilder aus der Region zeigen: Wo vorher Flüsse waren, ist aktuell ein Meer. Auf den Satellitenbildern ist ein 125 Kilometer langer und 25 Kilometer breiter See zu sehen. Und das heißt einfach, dass die komplette Infrastruktur dadurch zerstört ist. Also nicht nur Straßen, sondern auch Strom- und Wasserleitungen.
Zusätzlich birgt dieser See akute Gesundheitsgefahren. Denn da, wo vorher Felder waren, schwimmen tote Tiere und Fäkalien im Wasser. Oberste Priorität hat deshalb, das Wasser irgendwie wieder trinkbar zu machen, sagt Daniel Timme. Vor allem für die Kinder ist das lebensbedrohlich. Denn viele von ihnen sind nach jahrelanger Dürre ohnehin bereits unterernährt. Eine zusätzliche Erkrankung würden ihre Körper nicht durchstehen.
"Wir müssen deshalb Produkte verteilen, die das Wasser entkeimen. Kinder, die Durchfallerkrankungen bekommen, drohen sehr schnell zu sterben."
Inzwischen wurden bereits erste Cholera-Fälle in der Region bestätigt. Eigentlich müssten die Helfer vor Ort jetzt schnell gegen vorgehen. Aber die meisten Gegenden sind weiterhin schwer zu erreichen. Die Helfer sind auf Hubschrauber oder Schiffe angewiesen. Entsprechend langsam kommt die Hilfe in Gang - und für viele Menschen schlicht zu spät.
Getrennte Familien, traumatisierte Kinder
Offiziell sind aktuell mehr als 730 Tote bestätigt in Mosambik, Simbabwe und Malawi. Die Zahlen dürften aber noch steigen. Ein weiteres Problem: Viele Familien wurden durch die Überschwemmungen getrennt. Im Notaufnahmelager in Beira kommen alle paar Minuten neue Kinder an. Viele sind ohne ihre Familien unterwegs und traumatisiert.
Dass der Sturm so verheerende Schäden anrichten konnte, liegt daran, dass er sich lange über dem Indischen Ozean zusammengebraut hatte. Dort hat er extrem an Geschwindigkeit und damit an Stärke gewonnen. Er ist schließlich mit bis zu 160 Kilometern pro Stunde auf Land getroffen und hat dabei riesige Mengen an Wasser mitgebracht. Innerhalb weniger Stunden ist mehr Regen gefallen als in Deutschland in einem ganzen Jahr. Zusätzlich gab es an den Küstenorten noch Sturmfluten, die das Wasser in den Flüssen ins Landesinnere gedrückt haben.
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