• Dlf Audiothek
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • YouTube Music
  • Abonnieren

Als der israelische Journalist Ofer Waldman 2023 die ersten Bilder des Hamas-Attentats sieht, ist ihm klar: Das gibt Krieg. Der 7. Oktober, der brutale Überfall der Hamas, ist ein Jahr her. Zum Jahrestag wird der Opfer gedacht. Wie hat Ofer Waldman das letzte Jahr erlebt und wie gedenkt Israel?

Am 7. Oktober überfällt die Terrororganisation Hamas Israel. Bewaffnete Kämpfer durchdringen den sechs Meter hohen Grenzzaun zwischen Israel und dem Gazastreifen. Am gleichen Tag findet in der Negev-Wüste in Israel das Supernova Musikfestival statt.

Es ist noch dunkel, als DJ Artifex am Morgen des 7. Oktober 2023 beginnt, aufzulegen. Ungefähr eine Stunde lang spielt er, dann kommt der Producer des Festivals zu ihm und sagt: "Mach die Musik aus." Das erzählt Artifex in einem Interview mit der Deutschen Welle.

Der Producer nennt ihm als Grund "Alarmstufe Rot" also Raketenalarm. Seine Musik bricht um 06:09 Uhr ab, 20 Minuten später erreichen Hamas-Terroristen das Festivalgelände. 365 Menschen werden allein auf dem Festivalgelände getötet, Hunderte verletzt und 40 in den Gazastreifen entführt. Insgesamt sterben an diesem Tag 1.200 Menschen in Israel an den Folgen des Attentats.

"Es gibt sehr viele Menschen, die sagen, wir blicken auf ein Jahr voller Krieg und voller Terror und es gibt keine Vereinbarung mit der Hamas, dass unsere Lieben freikommen."
Julio Segador über die Stimmung in Israel am Gedenktag

Ein Jahr später wird der Opfer in Israel gedacht. Die Angehörigen der Toten und Verschleppten vom Supernova Musikfestival stehen beispielsweise auf dem damaligen Festivalgelände, hören die Musik von DJ Artifex und schweigen im Anschluss. Julio Segador ist Deutschlandfunk-Korrespondent in Israel. Er sagt, am 7. Oktober 2024 erinnert sich vor allem die Bevölkerung an die Geiseln und die Opfer – mit Menschenketten und Fahrrad-Konvois.

Die Regierung denke an diesem Tag zu wenig an damals. Das ist ein Jahr später die Hauptkritik der Angehörigen der Opfer und Geiseln, sagt Julio Segador. Die Regierung konzentriert sich aktuell auf den Mehrfronten Krieg, so der Deutschlandfunk-Korrespondent. Auch im Gazastreifen erinnern sich die Menschen an diesen Tag, weil sie sich seit einem Jahr im Krieg befinden, weiß Segador.

"Die Lebensgrundlage im Gazastreifen ist vernichtet worden."
Julio Segador ist als Korrespondent im vergangenen Jahr häufig im Gazastreifen gewesen

Aus dem Libanon und von der Hamas im Gazastreifen gibt es am Gedenktag sehr starken Beschuss nach Israel. Im Gazastreifen selbst gibt es sehr viele Tote bei der aktuellen Bodenoffensive von Israel. Und es bleibt die Frage offen, wie es weitergeht mit der Auseinandersetzung zwischen Israel und Iran. Die Menschen in Israel sind sehr sorgenvoll, sagt Julio Segador.

Ein Jahr Krieg und die Folgen

Ofer Waldmann ist Journalist und lebt in Israel er erinnert sich an den 7.Oktober 2023 und die Worte seiner Mutter: Es ist Krieg. Damals sind für ihn die Grenzen des Vorstellbaren gebrochen worden, erzählt Ofer.

Ofer Waldmann über die Lebenssituation in Nord-Israel
"Wenn man einkaufen geht und die Kinder gehen mit dem Hund spazieren, dann sagt man ihnen: ihr wisst, es gibt einen Bunker am nächsten Platz und dann gibt es noch einen Bunker an der Brücke und so weiter."

Ofer lebt im Norden von Israel in der Nähe der libanesischen Grenze. Seit dem Angriff von Israel auf die Hisbollah im Libanon vor ein paar Wochen hat Ofer den eigenen Bunker wieder einsatzbereit gemacht und viel Zeit darin verbracht. Auch seine Kinder wissen immer, wo der nächste Bunker ist, berichtete er. Schon seit dem 7. Oktober lässt Ofer beim Autofahren das Fenster auf und das Radio aus, um einen möglichen Raketenalarm zu hören und sich in Sicherheit zu bringen.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Gedenktag
Zwischen Raketen und Trauer – ein Jahr nach Kriegsbeginn in Israel
vom 07. Oktober 2024
Moderatorin: 
Ilka Knigge
Gesprächspartner: 
Ofer Waldman
Experte: 
Julio Segador, Deutschlandfunk-Korrespondent in Israel