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Am 6. August 1945 um 2:45 Uhr startet der US-amerikanische Pilot Robert Lewis auf der Pazifikinsel Tinian seinen B-29-Bomber "Enola Gay". Ziel: die japanische Hafenstadt Hiroshima, im Südwesten der Insel Honshu. An Bord seines Flugzeugs befindet sich eine Atombombe mit dem harmlos klingenden Namen "Little Boy".

Als die Maschine um 8:14 Uhr über Hiroshima angekommen ist, klinkt er die Uran-Kernwaffe aus. Kurz darauf detoniert "Little Boy" in einer Höhe von 570 Metern über der Stadt und die Sprengkraft von 13 Kilotonnen TNT fällt auf die Bewohner Hiroshimas hinab.

Die Menschen erwarten einen wolkenlosen, warmen Sommertag, als um sieben Uhr Ortszeit die Sirenen heulen und Voralarm geben. Aber sie sind das gewohnt, denn in den letzten Tagen hatte es immer diesen Voralarm gegeben, weil ein Flugzeug am Himmel zu sehen war – vermutlich ein Wetteraufklärer. Hauptalarm wird es auch heute nicht geben, denken die meisten. Aber eine Minute später erschüttern eine gewaltige Detonation und ein greller Blitz die Stadt.

Ein Inferno bricht über Hiroshima herein

Am Himmel hat Pilot Robert Lewis seine Maschine nach dem Abwurf in einer engen Kurve und mit Höchstgeschwindigkeit aus der Gefahrenzone geflogen. Er und seine Besatzung ahnen nicht, was sie am Boden angerichtet haben. Als das Inferno beginnt, sind sie bereits sieben Kilometer entfernt und in Sicherheit.

Ein Atompilz über der Stadt Hiroshima
© dpa - Bildarchiv
Pilot Robert Lewis winkt aus seiner Maschine - kurz bevor er abhebt, um die Atombombe über Hiroshima abzuwerfen.

Über Hiroshima aber ist es dunkel geworden. Es dauert einige Minuten, bis es wieder etwas heller wird. Überall liegen Tote. Über der Stadt hat sich eine gespenstische Ruhe ausgebreitet. Eine unerträgliche Hitze bringt den Asphalt auf den Straßen zum Platzen. Im Zentrum der Detonation hatte sich für den Bruchteil einer Sekunde eine Hitze von 6000 Grad Celsius entwickelt.

"Little Boy" und "Fat Man" zwingen Japan zur Kapitulation

Menschen sind zu Staub zerfallen, Häuser im Umkreis von zwei Kilometern eingeknickt wie Streichhölzer, die Stadt gleicht einer Trümmerwüste. Die Telefonverbindungen nach Tokio sind unterbrochen. In der Hauptstadt kommen erste Nachrichten an, dass eine Munitionsfabrik in die Luft geflogen sei. Stunden später erst wird von einer gewaltigen Bombe berichtet, die Hiroshima dem Erdboden gleich gemacht hat.

Als am 9. August 1945 eine zweite Atombombe über Nagasaki abgeworfen wird, akzeptiert die japanische Regierung die amerikanische Forderung nach einer bedingungslosen Kapitulation. "Little Boy" und "Fat Man", wie die zweite Bombe hieß, beendeten den Zweiten Weltkrieg im Pazifik.

Ihr hört in "Eine Stunde History":

  • Die Journalistin Kathrin Dräger hat den Konflikt zwischen Japan und den USA anhand des Konflikteskalationsmodells von Friedrich Glasl untersucht.
  • Der Münchner Historiker Philipp Gassert erklärt die Umstände, die zu den Abwürfen den beiden Atombomben im August 1945 führten.
  • Florian Coulmas ist Japanologe und erläutert die Auswirkungen der Bombenabwürfe für die weitere Geschichte Japans.
  • Die ARD-Korrespondentin Kathrin Erdmann schildert, wie sehr die beiden Atombomben noch heute Japan prägen und die Politik mitbestimmen.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld berichtet über die verschiedenen Projekte zur Erforschung der Kernspaltung vor und während des Zweiten Weltkriegs.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Esther Körfgen zeigt den 6. August 1945 aus zwei Perspektiven: Aus dem amerikanischen B-29-Bomber "Enola Gay" und aus der Sicht von Bewohnern Hiroshimas.
Shownotes
Das Ende des Zweiten Weltkriegs im Pazifik
Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki
vom 07. August 2020
Moderatorin: 
Meike Rosenplänter
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte