170 Seiten dick ist der Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft. Die Empfehlungen lauten: weniger Tierbestände, mehr Umweltschutz. Jetzt kommt es auf die neue Bundesregierung an.
Im September 2020 kam die "Zukunftskommission Landwirtschaft " zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Ihr gehören 31 Mitglieder an, die Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Wirtschaft und Verbraucher, Umwelt und Tierschutz sowie aus der Wissenschaft vertreten. Sie sollten sich die Zukunft der Agrarwirtschaft anschauen. Heute (6. Juli) überreichte die Kommission ihren Abschlussbericht an Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Es braucht einen Umbau der Landwirtschaft
Das Fazit des Berichts fasst unsere Korrespondentin Ann-Kathrin Büüsker so zusammen: "Unsere Landwirtschaft muss sich ändern und zwar ziemlich fundamental."
Im Bericht wird gefordert, dass sich die Landwirtschaft stärker am Gemeinwohl orientieren soll. "Auch für ihren eigenen Schutz", sagt Ann-Kathrin. Zurzeit müssten viele Betriebe in der Landwirtschaft auf Masse produzieren, um wirtschaftlich arbeiten zu können. "Doch das geht wiederum auf Kosten der Umwelt", sagt Ann-Kathrin.
Empfehlungen der Kommission
Deshalb soll künftig das Gemeinwohl in den Mittelpunkt rücken. Konkrete Empfehlungen im Bericht lauten:
- Subventionen sollen an den Umweltschutz gekoppelt werden, nicht mehr an die reine Fläche
- Tierbestände sollen reduziert und die Bedingungen der Haltung verbessert werden
Diese Veränderungen können bedeuten, dass die Preise für Lebensmittel steigen. Deshalb fordert die Kommission, dass es einen sozialen Ausgleich gibt, falls die Preise anziehen.
Auch bei vielen anderen Aspekten konnten sich die Mitglieder der Kommission, die sehr unterschiedliche Interessen vertreten, auf Lösungen verständigen. "Die Runde diente auch dazu, ein gegenseitiges Verständnis für die Bedürfnisse zu schaffen", sagt Ann-Kathrin.
"Es ist bemerkenswert, wie positiv die Beteiligten über die Arbeit in der Kommission gesprochen haben. Das fördert enorm das gegenseitige Verständnis."
Die Kommission war damit ein Erfolg. Doch nun geht es darum, dass die Empfehlungen auch umgesetzt werden. Die aktuelle Bundesregierung wird den Wandel nicht mehr angehen. "Das wäre wenn, dann die Aufgabe einer neuen Bundesregierung", sagt Ann-Kathrin.
Erst Schritte sind schon gemacht: zum Beispiel durch die gemeinsame Agrarpolitik innerhalb der Europäischen Union. "Die hat die Kopplung von Subventionen an Leistungen für das Gemeinwohl eingeleitet", sagt Ann-Kathrin. Doch ein Großteil der Gelder ist weiterhin an Flächen gebunden, nicht an das Gemeinwohl.
Das heißt, falls die neue Bundesregierung die Empfehlungen ernst nimmt, muss sie auf nationaler Ebene einiges anstoßen. Zum Beispiel auch Aspekte des Tierwohls. Denn auf eine Tierwohl-Abgabe konnte sich die aktuelle Bundesregierung nicht mehr verständigen.
Höhere Standards bedeuten höhere Preise
Gerd Bayer kennt die Diskussionen um Landwirtschaft, um die Preise und den Wandel sehr gut. Er hat den Hof seiner Eltern übernommen und von konventionell auf Bio umgestellt. Im Kontakt mit seinen direkten Kunden und Kundinnen erfährt er viel Wertschätzung für seine Arbeit, so Gerd Bayer. Generell habe das "Bauern Bashing" nachgelassen. Aber im Zusammenhang mit seinen Handelspartnern fehlt ihm die Wertschätzung.
Seine Eltern hätten 20 Jahre lang den Kampf um die Preise mitgemacht. Wenn Discounter jetzt bei der Haltung von Tieren neue Standards setzen wollen, findet Gerd Bayer das gut. Aber das bedeutet auch, dass Discounter nicht weiterhin im gleichen Preissegment in den Wettbewerb gehen können. Denn höhere Standards bedeuteten für die Landwirtschaft auch höhere Kosten, die getragen werden müssen.