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Zukunft der Arbeit

Bedingungsloses Grundeinkommen macht uns resilient

Viele Menschen haben während der Coronavirus-Pandemie ihre Arbeit verloren. Der Staat hat versucht, das mit Kurzarbeitergeld und Soforthilfen aufzufangen. Das war teuer, bürokratisch und konnte auch Existenzängste nicht beseitigen. Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen würde das deutlich besser gelingen, argumentiert Bernhard Neumärker in seinem Vortrag.

Unser Leben besteht nicht nur aus Arbeit, oder zumindest sollte es das nicht unbedingt tun. Wir brauchen auch Raum und Zeit für Familie, Freizeit und andere Dinge, die uns wichtig sind. Um zufrieden ein menschenwürdiges Leben zu führen, benötigen wir Zeitsouveränität, sagt Bernhard Neumärker. Gemeint ist, dass wir selbst über unsere Zeit bestimmen können sollten.

"Freiheit zu selbstbestimmter entgeltlicher und unentgeltlicher Arbeit und produktiver, kreativer Freizeit, das nenne ich Zeitsouveränität."
Bernhard Neumärker, Wirtschaftswissenschaftler

Bernhard Neumärker ist Wirtschaftswissenschaftler und beschäftigt sich mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit. Seit Langem arbeitet er an einem Konzept für ein bedingungsloses Grundeinkommen.

"Jedes Gesellschaftsmitglied bekommt von der Geburt bis zum Tod ohne jegliche Bedingungen, Gegenleistungen oder Bedürftigkeitsprüfungen einen Geldbetrag. Das ist die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens."
Bernhard Neumärker, Wirtschaftswissenschaftler

In seinem Vortrag erklärt er, warum ein entsprechendes Grundeinkommen gleich mehrere Probleme gleichzeitig löst und unsere Gesellschaft gerechter und resilienter macht.

"Wenn ich zuhause an einem Aufsatz sitze und nicht weiter komme, dann spiele ich eine halbe Stunde lausig auf der Gitarre Jimi Hendrix. Dann bin ich durch diese kreative Freizeit so erholt, dass ich meiner Erwerbsarbeit viel besser nachgehen kann."
Bernhard Neumärker, Wirtschaftswissenschaftler

Ein Grundeinkommen würde uns zum Beispiel mehr Zeitsouveränität geben, denn wir hätten die Sicherheit, auch in Zeiten, in denen wir uns stärker auf Familie oder Freizeit konzentrieren, abgesichert zu sein. Diese Sicherheit würde gerade in Krisen wie der Corona-Pandemie oder auch der Flut im Ahrtal enorme Wirkung zeigen.

"Das Nettogrundeinkommen als Soforthilfe wäre sehr wirksam gewesen, nicht nur in der Corona-Pandemie, sondern auch bei der Flut im Ahrtal. Wenn die Leute Grundeinkommen als Absicherung gehabt hätten, dann hätten sie wesentlich ruhiger geschlafen."
Bernhard Neumärker, Wirtschaftswissenschaftler

Statt in einer Krisensituation spontan und unter Zeitdruck mit einer ganzen Palette von Maßnahmen zur wirtschaftlichen und sozialen Absicherung reagieren zu müssen, wäre die Grundsicherung jeder einzelnen immer schon sichergestellt. Das wiederum eröffnet große Handlungsspielräume.

"Eine Grundeinkommensgesellschaft wird wesentlich resilienter sein als eine Kurzarbeitergeldgesellschaft."
Bernhard Neumärker, Wirtschaftswissenschaftler

Ist ein Grundeinkommen finanzierbar?

Mit seinem Team hat Bernhard Neumärker verschiedene Modelle durchgerechnet und kommt am Beispiel der Corona-Maßnahmen zu dem Schluss, dass ein Grundeinkommen letztlich sogar günstiger gewesen wäre als die Finanzierung der unterschiedlichen Corona-Maßnahmen.

Der Vortrag

Bernhard Neumärker ist Götz-Werner-Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Leiter des Freiburger Instituts zur Erforschung des Grundeinkommens (FRIBIS). Sein Vortrag hat den Titel "Das Netto-Grundeinkommen. Ein Krisengrundeinkommenskonzept als Einstieg in eine resiliente Governance- und Sozialstaatsreform".

Er hat diesen Vortrag am 24. Januar 2022 online gehalten im Rahmen der Ringvorlesung "Wirtschaft neu denken - Die Grenzen von Markt und Wachstum. Auf dem Weg zu einer gerechteren Wirtschaftsordnung". Veranstalter dieser Reihe ist die Justus-Liebig-Universität Gießen.

Shownotes
Zukunft der Arbeit
Bedingungsloses Grundeinkommen macht uns resilient
vom 18. März 2022
Moderation: 
Sibylle Salewski
Vortragender: 
Bernhard Neumärker, Wirtschaftswissenschaftler, Universität Freiburg