In diesen Tagen sehen wir am Himmel viele Zugvögel. Oft sind es Gänse, Kraniche oder Stare. Wir klären, wohin sie fliegen und warum manche ihre Routen verändern.
Im Oktober – gerade Ende Oktober – können wir am Himmel viele Vögel sehen, die Richtung Süden fliegen. Meist sind es Kraniche oder Wildgänse, die aus dem Norden oder Osten zu uns kommen und hier ein paar Tage oder Wochen übernachten, sagt Vogelexperte Eric Neuling. Er arbeitet beim Naturschutzbund Nabu und kennt die Flugrouten der Tiere genau.
Kraniche und Wildgänse fliegen in V-Formation
Kraniche oder Wildgänse erkennen wir an ihrer Flugformation. Sie fliegen meist in V-förmigen Linien hintereinander. Wenn wir sie am Himmel sehen, können wir aber nicht automatisch sagen, dass Süden in Flugrichtung liegt – zu dieser Zeit fliegen sie eher Richtung Westen oder Süd-Westen.
Die Vögel an der Spitze wechseln sich gegenseitig ab, sagt Eric Neuling. Das liegt daran, dass es sehr anstrengend ist, vorne zu fliegen. Während ihres Fluges kommunizieren Gänse miteinander und klären, wer als Nächstes die Führung an der Spitze übernimmt.
Vögel haben feste Routen
Auf welchem Weg die Vögel an ihr Ziel kommen, ist kein Zufall. Sie haben in der Regel feste Routen. Wo sie genau lang fliegen, unterscheidet sich aber je nach Art.
Kraniche, die wir in Deutschland sehen, ziehen zum Beispiel über zwei verschiedene Routen, die sich an der französischen Grenze verbinden. Die Kraniche, die gerade in Nordrhein-Westfalen sind, kommen aus Skandinavien. Kraniche, die in Brandenburg – am größten Kranich-Rastplatz – Halt machen, stammen aus dem Baltikum und dem östlichen Europa, sagt Eric Neuling.
Von vielen anderen Arten, die sich gerade auf den Weg Richtung Süden machen, bekommen wir meist gar nichts mit, weil sie nachts ziehen. Stare und kleinere Vögel etwa, die auch nicht in Formation, sondern im Schwarm unterwegs sind.
Klimaveränderungen haben Einfluss auf Flugrouten
Es kommt vor, dass Vögel wegen veränderter Witterungsverhältnisse kurzfristig andere Routen einschlagen. Der Klimawandel hat vor allem Einfluss auf die Zwischenzonen des Zugs, sagt Eric Neuling. Das merken Vogelbeobachterinnen vor allem in Südeuropa oder dem nordafrikanischen Festland.
"Wenn Feuchtgebiete, die immer Zugmagneten waren, nicht mehr zur Verfügung stehen oder nicht mehr so viele Vögel versorgen können, weichen die Vögel aus. Und mit der Zeit entwickeln sich daraus neue Zugrouten."
Wenn sich die klimatischen Bedingungen auf ihren Routen verändern, ändern Vögel auch ihre Routen, sagt Eric Neuling. Einige überwintern inzwischen in ganz anderen Regionen. Die Mönchsgrasmücke zum Beispiel fliegt im Winter nicht mehr nach Spanien, sondern nach Großbritannien, so Eric Neuling. Hier könne man beobachten, dass sich die Population in den Brutgebieten immer stärker ausbreitet.