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Big Brother und die Volksvertreter: Wenn sich der Facebook-Boss den Fragen besorgter EU-Parlamentarier stellt, hätte das eigentlich eine recht spannende und aufschlussreiche Veranstaltung werden können. Hätte…

Zuckerbergs Befragung war weltweit mitzuverfolgen, per Web-Livestream und zahlreichen aufgeschalteten TV-Sendern. Okay, wir waren schon im Vorfeld ziemlich skeptisch, wie viel neue Erkenntnisse da in 75 Minuten rauskommen würden.

Aber dass es so inhaltsleer werden würde, hatten wir dann doch nicht gedacht. Die Parlamentarier haben den Facebook-Chef in keinster Weise in die Mangel nehmen können, sagt unser Netzreporter Michael Gessat.

"Das Problem war das Format dieser sogenannten Anhörung."
Michael Gessat, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Im Gegenzug für seine Zustimmung zu einer öffentlichen Sitzung hatte Zuckerberg ausgehandelt, maßgeblich beim Ablauf mitzureden:

  • Zuerst gab es eine Begrüßung durch den Parlamentspräsidenten
  • Dann war Mark Zuckerberg dran mit einem ausführlichen Eingangsstatement
  • Danach haben die Fraktionschefs und -chefinnen ihre Fragen gestellt, nacheinander en bloc
  • Am Schluss war wieder Zuckerberg dran und hat zu vielem Stellung genommen – zu vielem aber eben auch nicht
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Auf konkrete Fragen musste Zuckerberg nicht antworten

Zuckerberg hat sich für den Cambridge-Analytica-Datenskandal entschuldigt, die gemeinsamen Werte von Facebook und der EU betont und anschließend noch in einem Rundumschlag erklärt, wie viel Gutes Facebook doch bewirke und wie viel man doch auch seit dem Skandal bereits verbessert habe.

Livestream verleitet zur Selbstdarstellung

"Das war natürlich extrem komfortabel für ihn – er konnte sich einfach das aussuchen, was er beantworten wollte."
Michael Gessat, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Vieles, was wir bereits im Eingangsstatement gehört hatten, hat der Facebook-CEO später schlicht und einfach noch mal wiederholt. Die wesentlichen Eckpunkte hatte er ja auch schon für die Befragung vor einem Monat im US-Kongress einstudiert – dementsprechend wirkte er sehr routiniert. 

Es war grausam, sagt unser Netzreporter. Erst recht, weil die Abgeordneten ja angesichts der knappen Zeit eigentlich aufgefordert waren, sich kurz zu fassen. Viele hätten stattdessen aber gnadenlos überzogen, blumige Einleitungen und große Gesten gemacht und seien überhaupt nicht auf den Punkt gekommen.

"Wenn ich keine konkreten, präzisen Fragen stelle, bekomme ich natürlich erst recht keine konkreten, präzisen Antworten."
Michael Gessat, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Vielleicht war da die Liveübertragung sogar kontraproduktiv, weil sie manche Parlamentarier zur Selbstdarstellung verleitet hat, sagt Michael.  

Immerhin ein paar präzise Fragen 

Der am rechten politischen Rand angesiedelte Nigel Farage wollte wissen, ob Facebook noch eine offene Plattform sei oder Zensur betreibe. Die Klicks auf seine Facebook-Seiten und die von anderen konservativen Politikern seien nämlich durch die Algorithmus-Umstellungen deutlich zurückgegangen. Darauf ist Mark Zuckerberg eingegangen - und hat gesagt, das habe damit nichts zu tun.

"Entscheidungen darüber, welche Inhalte erlaubt sind oder wie sie gerankt werden, auf Basis der politischen Orientierung zu treffen – das haben wir nie getan, und das werden wir auch nie tun."
Mark Zuckerberg, CEO Facebook

Auch Jan Philipp Albrecht, federführend für die Europäische Datenschutzgrundverordnung, hat dem Facebook-Chef ein paar fokussierte Fragen gestellt. Etwa die, was mit den Schattenkonten geschieht – also den Daten von Leuten, die gar nicht bei Facebook sind. 

Darauf hat Zuckerberg – sogar nach expliziter Nachfrage am Schluss – keine Antwort gegeben. Stattdessen hat er ganz cool darauf hingewiesen, man sei schon eine Viertelstunde über der Zeit. Verbleibende Fragen könne man schriftlich einreichen, die Antworten würden dann nachgereicht.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Zuckerberg vor EU-Parlamentariern
Schaulaufen ohne Erkenntniswert
vom 23. Mai 2018
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Michael Gessat, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter