Corona wird nicht die letzte Pandemie bleiben, sagt Zoologe Matthias Glaubrecht. Aber es gibt auch Maßnahmen, um zu verhindern, dass sich Viren ausbreiten. Dafür brauche es strenge Regeln und Geld.
"Durch die Globalisierung und durch Eingriffe in die Natur ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir Pandemien bekommen, die vielleicht noch tödlicher verlaufen als Corona, sehr groß." Das sagt Matthias Glaubrecht, Zoologe an der Universität Hamburg. Mit seiner Aussage steht er nicht allein dar. Schon kurz nach dem Ausbruch von Corona warnten Forschende: Dies wird nicht die letzte Pandemie gewesen sein.
Je höher das Risiko, desto wichtiger die Präventionsarbeit
Doch Corona ist bei Weitem nicht der erste Fall einer Zoonose. 2002 und 2003 breitete sich vor allem in Asien Sars - ebenfalls ein Coronavirus - aus. Rund zehn Jahre später hingegen infizierten sich besonders in Westafrika Zehntausende mit dem Ebolafieber.
"Wir Menschen tragen diese potenziellen Virenüberträger aus der Natur in die Märkte, kombiniert mit großen Menschenmassen können sie mutieren und dann von Mensch zu Mensch übertragen werden."
Um das Risiko für Zoonosen künftig so weit wie möglich zu minimieren, arbeiten Forschende an entsprechenden Präventionsmöglichkeiten. Laut Matthias Glaubrecht sei in diesem Zusammenhang die Begrenzung des Wildtierhandels wesentlich.
Wichtigste Maßnahmen: Monitoring und internationale Forschung
In Asien und in Afrika, so der Zoologe, gehöre Wildtierfleisch zur normalen Ernährung. "Das birgt das Risiko, dass Viren, die Wildtiere in sich tragen und die für sie zum Teil unbedenklich sind, auf den Menschen überspringen." Das sei eben bei Ebola und Sars so gewesen. Diese Tatsache sei an sich ein Problem. Wenn wie in unserem Zeitalter die Globalisierung dazukomme, sei es für das Virus ein Leichtes, sich auf der ganzen Welt auszubreiten.
"Es ist Aufgabe staatlicher Behörden, wenn sie Wildtiermärkte überhaupt noch erlauben, diese zu überwachen und regelmäßig Proben zu nehmen. Aber auch dann bleibt das Risiko hoch."
Auch laut einem von Forschenden und dem WWF entwickelten Risikoraster gelten Wildtiere bzw. Wildtiermärkte als Ansteckungs- bzw. Verbreitungsherd. Daneben wird aber auch die Nutztierhaltung genannt, erklärt Matthias Glaubrecht. Ein weiterer Ort, an dem die Verbreitung von Viren typisch ist, seien Pelztierfarmen.
Verhinderung von Pandemien - eine globale Aufgabe
Bei all der Kritik ist es Matthias Glaubrecht wichtig zu betonen, dass auch, wenn es in Mitteleuropa keine Wildtiermärkte gäbe, das Problem trotzdem ein globales sei. "Jeder von uns, der in einen Flieger steigt und asymptomatisch Überträger solcher Viren ist, stellt potenziell eine Gefahr dar." Insofern sei internationale Zusammenarbeiten ausschlaggebend.
"Wenn wir nicht ständig wirtschaftlich an solchen Pandemien leiden wollen, ist es besser, die Prävention auch finanziell zu unterstützen."
Das bedeute auch, die Forschungskapazitäten zu bündeln und nicht nur Labore in Deutschland und Europa entsprechend auszustatten, sondern eben auch die in den afrikanischen und asiatischen Ländern. "Das würde", so
Matthias Glaubrecht, "der EU und Deutschland gut zu Gesicht stehen."
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