Zu klein, nicht artgerecht - die Haltung von Elefanten im Zoo wird häufig kritisiert. Doch wie werden die Dickhäuter richtig gehalten?

Gerade machte der Zoo Karlsruhe auf sich aufmerksam: Eine ältere Elefantenkuh konnte nicht mehr aufstehen. Das kann für das Tier gefährlich werden, da sein Gesamtgewicht auf die Organe drückt. Dass ältere Elefanten sich "verliegen" ist zwar nicht so selten, doch dieses Mal hatte sich die Elefantenkuh außerdem zwischen Metallgittern verkeilt.

500 Quadratmeter pro Elefantenkuh

Kritik an der Haltung von Elefanten in Zoos gibt es immer wieder, so auch beim Karslruher Zoo, der sich als Altersresidenz für Elefanten - zum Teil aus voriger Privathaltung - versteht. Tierschützer bemängeln, dass die Gehege zu klein seien. Was ein Elefant auf jeden Fall braucht, und wie ein artgerechtes Zoo-Gehege aussehen muss, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Pascal Fischer.

Schlammbad ist Pflicht

Seit 2014 gibt etwa das Säugetiergutachten vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Mindestanforderungen für die Zoohaltung an. Bei Elefanten beginnt das erstmal mit deutlich mehr Platz: 500 Quadratmeter sieht das Gutachten als minimale Gehegegröße für eine erwachsene Elefantenkuh an. Von der Ausstattung müssen eine Schlammkuhle und ein Wasserbecken zur Abkühlung vorhanden sein. Außerdem ein Sichtschutz, damit die Tiere sich zurückziehen können.

Bei mehreren Tieren muss das Gehege mindestens 2.000 Quadratmeter groß sein. Überhaupt spielt die Herde eine große Rolle bei der artgerechten Haltung von Elefanten, sagt Julia Arndt vom Verein Elefanten-Schutz Europa.

„Elefantenherden haben etwa zwischen fünf und 20 Mitgliedern. Der Kern sind dabei Familiengruppen, die aus verwandten Weibchen und deren Nachwuchs bestehen. Die Kleinen wachsen mit ihren Müttern, Tanten und Cousinen auf.“
Julia Arndt, Verein Elefanten-Schutz Europa

Da Elefanten extrem soziale Tiere sind, ist es besonders wichtig, diese Herdenstruktur zu berücksichtigen. Früher hat man sogar Elefantenmütter und ihre Töchter getrennt. Eine absolut dramatische Entscheidung, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Pascal Fischer: "Denn das ist die engste soziale Bindung für Elefanten".

Stattdessen versucht man heute die Herde lebenslang zusammen zu lassen oder sie höchstens zu teilen, falls der Platz knapp wird. Einzeltiere lassen sich nämlich nicht in andere Herden integrieren.

Pfleger, bitte draußen bleiben

Umdenken herrscht auch beim Thema Pflege: Als beste mögliche Haltungssituation im Zoo sehen Tierschützer, wenn Elefant und Pfleger keinen direkten Kontakt haben und die Tiere sich frei entfalten können. Beim direkten Kontakt würde der Pfleger quasi als Teil der Herde gesehen. Dass solle nach Möglichkeit vermieden werden und der Pfleger eher als Assistent der Tiere verstanden werden, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Pascal Fischer.

"Gerade mit Futter lässt sich viel machen. Man kann an verschiedenen Orten im Gehege Futter verstecken, Äste oder kleine Bäume reinschmeißen. Damit sind die Tiere lange beschäftigt."
Julia Arndt, Verein Elefanten-Schutz Europa

Und neben Futter, sagt Pascal Fischer, geht es natürlich auch ums Entertainment. Also die Tiere immer wieder mit neuem Spielzeug zu überraschen, um die Bedinungen im Zoo erträglich zu machen. "Elefanten wollen intellektuell gefordert werden."

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Shownotes
Richtlinien für Zoos
Besseres Leben für Elefanten
vom 01. Dezember 2017
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Pascal Fischer, Deutschlandfunk Nova