US-Präsident Donald Trump sagte einmal, er liebe das Wort Zölle. Im ersten Monat seiner zweiten Amtszeit droht er mehreren Ländern mit höheren Abgaben – auch auf Stahl und Aluminium. Doch die Börsen reagieren gelassen, aus einen einfachen Grund

Viel hat er angedroht, nur einiges davon dann tatsächlich umgesetzt, anderes steht auf Warteposition. Seit Donald Trump sein Amt als US-Präsident angetreten hat, sorgt er immer wieder mit der Forderung nach neuen höheren Zöllen für Aufsehen.

Besonders Stahl und Aluminium stehen aktuell im Fokus. Dennoch reagieren die Börsen auf die Ankündigungen erstaunlich gelassen.

"Es ist ja vieles angedroht, aber das meiste noch nicht umgesetzt. Und es gibt noch eine ganze Menge Gnadenfristen."
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven

Lieven erklärt, dass sich Trumps Drohungen mit der Zeit abnutzten, ähnlich wie bei vielen, die täglich mit seinen Aussagen konfrontiert seien. Das zeige sich am Ende auch an der Börse.

Lieven verweist zudem darauf, dass Trump vor allem Deals machen wolle. Seine letzte Androhung von Gegenzöllen klinge zwar massiv, doch man gehe davon aus, dass er in Wirklichkeit vor allem Verhandlungen anstrebe.

"Dieser Mann will einfach Deals machen. Seine letzte Androhung von Gegenzöllen hört sich total massiv an. Aber man geht eben davon aus, dass er in Wirklichkeit vor allem Verhandlungen anstrebt."
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven

Zudem ist anzunehmen, dass Trump lieber mit einzelnen Staaten verhandeln und Deals abschließen wolle, anstatt mit der gesamten EU, sagt Lieven.

Der Grund dafür sei, dass die 27 EU-Staaten gemeinsam mehr Gewicht hätten als ein einzelnes Land. Trump setze darauf, Europa auf diese Weise zu spalten.

Die Folgen für die Stahlbranche in Deutschland

Auch wenn Deutschland nur vier Prozent seines Stahls in die USA exportiert, sind die wirtschaftlichen Auswirkungen nicht zu unterschätzen.

Laut Lieven handelt es sich um Milliardensummen, und Unternehmen wie ThyssenKrupp stehen ohnehin unter Druck. Tausende Jobs könnten auf der Kippe stehen. Eine massive Erhöhung der US-Zölle würde die Lage seiner Einschätzung nach weiter verschärfen.

"Unsere Stahlbranche ist ohnehin unter Druck. Tausende Jobs stehen auf der Kippe. Wenn die USA jetzt Zölle massiv erhöhen, wird das die Lage noch verschärfen."
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven

Und die Konkurrenz auf dem europäischen Markt dürfte steigen. Falls sich Exporte aus Kanada nicht mehr in die USA lohnen, könnte Stahl umgeleitet werden und zusätzlichen Druck auf deutsche Unternehmen ausüben.

Europas Zurückhaltung: Angst vor einem Handelskrieg?

Die EU hätte durchaus Möglichkeiten, auf Trumps Zölle zu reagieren. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte sie Gegenmaßnahmen ergriffen und etwa Zölle auf Harley-Davidson-Motorräder, Jeans und Erdnussbutter verhängt. Doch bislang zögert Brüssel. Laut Lieven wolle man eine Eskalationsspirale vermeiden.

"Man will diese Eskalationsspirale nicht antreiben. Davor hat man ganz große Sorge."
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven

Ein weiterer Grund für das zaghafte Vorgehen sei die Abhängigkeit Europas von den USA – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in sicherheitspolitischer Hinsicht, betont Lieven.

Besonders in Zeiten internationaler Krisen könne eine Verschlechterung der transatlantischen Beziehungen gravierende Folgen haben. Deshalb halte sich die EU bislang mit drastischen Gegenmaßnahmen zurück.

Shownotes
US-Zölle auf Stahl und Aluminium
Börse reagiert gelassen - Industrie mit Sorgen
vom 15. Februar 2025
Moderator:: 
Tom Westerholt
Gesprächspartner:: 
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven