Erhöhte Sicherheit bei der Gamescom, Plastik-Pistolen darf nur ausgewiesenes Standpersonal tragen. Dennoch ist das Militär auf der Gamescom präsent. Am Stand der Bundeswehr oder in querfinanzierten Spielen der Rüstungsindustrie.
Militär und Computerspiele - Michael Schulze von Glaßer kennt sich aus im Thema. Durch seinen Youtube-Kanal Games'n'Politics und durch seinen Job bei der "Informationsstelle Militarisierung". Jedes Jahr ist er bei der Gamescom unterwegs - und ärgert sich regelmäßig über den Stand der Bundeswehr.
Ganz in Blau gehalten, meistens mit einem großen Einsatzfahrzeug, Reaktionsspielen, Wehrdienstberatern und Jugendoffizieren präsentiert sich die Bundeswehr an ihrem Stand – in einer der Hallen, wo auch andere eher fachfremde Anbieter positionieren. Michael kritisiert die Art, wie die deutsche Armee sich darstellt: spaßorientiert, angepasst an das Messethema. Im letzten Jahr zogen Schauspieler im Ironman-Kostüm viele Besucher an den Stand.
"Sie zeigen nicht die Einsatzrealität. Sondern werben mit Olympia und Fun-Sport."
Dabei geht es der Bundeswehr um Imagepflege – und weiter gedacht auch um das Thema Rekrutierung: Auf der Gamescom finden sie unter den Shooterspiel-Fans ein eher militäraffines Publikum. Gleichzeitig sehr viele junge Messebesucher, kritisiert Michael Schulze. Nicht alle aber stören sich so sehr daran wie er. Er glaubt, vor allem ältere Gamer stoßen sich an der Präsentation: "Reales Militär ist ihnen dann doch zu heikel."
"Die Bundeswehr hat einfach ein Nachwuchsproblem, ihnen fehlen junge Leute. Sie ist sehr weit weg von der Lebensrealität junger Menschen."
Das Militär und die Rüstungsindustrie sind aber auch dort auf der Messe präsent, wo man es nicht so offensichtlich sieht wie am Stand der Bundeswehr. Dass sie mit der Games-Industrie verbandelt sind, ist kein Geheimnis mehr.
"Indirekte Refinanzierung der Waffenindustrie"
Gerade Kriegsspiele präsentieren oft Waffen, die es auch in der Realität gibt. Dafür verlangen die Herstellerfirmen Lizenzgebühren - beispielsweise beim Dauerbrenner "Call of Duty". Indirekt, so Michael, refinanziert der Käufer damit auch die Waffenindustrie. In welchem Ausmaß dieser Austausch passiert, das sei sehr intransparent.
In den USA mischen Militär und Waffenhersteller kräftig mit, es gibt Absprachen und Verträge, und es wird sogar zum Teil Einfluss auf Spiel-Inhalte genommen: Nur die Guten hantieren mit eben jenen Waffen, die dann besonders wirkungsstark sind. Das ist klassische Werbung - denn schließlich kann der Spieler diese Waffen in den USA frei im Handel erwerben.
"Da steht dann im Abspann des Spiels: 'Wir danken Waffenfirma XY'."
Aber auch versteckte Kritik an militärischen Technologien ist in Games zu finden, sagt Michael: etwa an autonomen Drohnen. "Da muss man sich die Spiele auch im Detail anschauen, welche Geschichten und Messages hier verbreitet werden." Mehr Transparenz, meint Michael, wäre hier aber generell wichtig: Gibt es solches Product Placement, sollte es von vorneherein auf der Verpackung deutlich gemacht werden.
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