Es klingt wirklich ekelig: Ein Hotel in Kanada serviert einen Whiskey mit einem menschlichen Zeh. Wir schmeißen aber auch Tiere, Insekten oder Würmer in unsere alkoholischen Getränke. Beeinflussen die Zugaben wirklich den Geschmack? Und ist das überhaupt gesund?
Nein, es ist kein Scherz: Wer im kanadischen Downtown Hotel in Dawnson City den "Sourtoe-Cocktail" bestellt, bekommt einen Whiskey mit menschlichem Zeh serviert.
Wie der Spiegel berichtet, stammt der erste Zeh wohl von einem Goldgräber aus den Zwanzigerjahren. Dieser soll sich seinen abgefrorenen Zeh selbst abgehackt und dann in Alkohol eingelegt haben. Jahrzehnte später soll ein Barkeeper den eingelegten Zeh dann in einem Einmachglas gefunden haben. Kurze Zeit später war der "Sourtoe-Cocktail" geboren.
"Der Zeh ist ein getrockneter, ein mumifizierter Zeh", sagt der Kriminalbiologe Mark Benecke.
"Alles was vertrocknet ist, das hält sich ganz gut. Das kennt man beispielsweise von einer Salami, das ist ja vertrocknetes Leichengewebe."
Tierisches Leichenfett mit tierischem Leichenmuskel in möglicherweise einem Leichendarm hält sich bei Lufttrocknung jahrelang, sagt Mark. Werden die Stücke dann noch in hochprozentigen Alkohol eingelegt, sind sie relativ gut konserviert, weil kein Wasser in das Leichengewebe eindringt.
Und wie schmeckt das?
Wenn das Mumiengewebe lange lagert, dann kriegt es bestenfalls einen muffig-erdigen Geruch, der sich dann auch überträgt, sagt Mark: "Das kennt man auch von sogenanntem Ausgezogenem, wo man zum Beispiel Himbeeren in Korn reinschmeißt. Der Korn nimmt dann den Geschmack von den Früchten an."
"Der Knochen schmeckt nicht besonders stark. Das vertrocknete Gewebe hat bestenfalls so einen ganz leichten Ton von Bouillon und bringt vielleicht Würze rein."
Keinesfalls aber sei das so ekelhaft, wie wir denken, wir essen ja auch Knackwürste und Ähnliches, sagt Mark. Und die sind vor allem gewürzt. Da der Zeh aber ungewürzt ist, fällt er im Whiskey rein geschmacklich nicht ins Gewicht, so Mark. Auch der Hochprozentige mit eingelegtem Salamander, den der Biologe in Vietnam getrunken hat, schmeckte nicht nach Echse, sagt er.
Einlagen dienen vor allem dem Schauwert
In Deutschland bekannt ist der Wodka mit Büffelgrashalm, der dem Getränk einen süßlichen Geschmack verleiht. Heutzutage sei das aber nicht mehr so schick, sagt Mark, da mit solchen Zusätzen auch Bakterien in die Spirituose gelangen – auch, wenn die im Alkohol nicht überleben.
"Rustikale Schnäpse, in denen einfach was Lustiges liegt", auch wenn die nicht gesundheitsgefährdend sind, so Benecke, werden heute auch wegen der immer kleinlicheren Lebensmittelverordnung seltener.
"Tequilas oder Lollis in denen Mottenlarven drinnen sind, das ist alles ungefährlich und dient in erster Linie dem Schauwert, oder im Fall der Bar, ist es eine kleine Mutprobe."
Mark ist Veganer. Er würde den Whiskey auf Zeh nicht trinken. Allen anderen empfiehlt er: Aufpassen, den Knochen nicht zu zerbeißen, damit sich keine Knochensplitter ins Zahnfleisch bohren. Na dann, Prost!