Filme und Serien thematisieren immer mehr diverse Perspektiven. Warum? Und welche Stories und Casts sind wirklich nachhaltig? Filmemacherin Merle Grimme ("Clashing Differences") im Interview.
Mit "Clashing Differences" (Arte / ZDF) hält uns die Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Merle Grimme den Spiegel vor. Der Plot der Serie: Die fiktive Frauenorganisation "House of Womxn" will ein Podium zum Thema Diversität organisieren. Den drei weißen vorsitzenden Frauen fällt aber auf, dass niemand Diverses dafür eingeplant ist.
Also sollen schnell noch "ein paar schwarze" Frauen, "gerne auch jemand mit Behinderung" und "auf jeden Fall queere" Protagonistinnen gefunden werden, die sich in einem Landhaus in Brandenburg auf die bevorstehende Veranstaltung einstimmen sollen.
Es gibt nicht "die" Community
Als Sus (Rabea Lüthi), Kisha (Thelma Buabeng), Cena (Safak Sengül), Flora (Jane Chirwa), Simone (Minh-Khai Phan-Thi) und Paula (Lisa Hrdina) aber genau dort aufeinandertreffen wird schnell klar: Es gibt nicht "die" Community und keine der Frauen hält sich mit ihren Vorurteilen und Klischees zurück. Die schwierige Suche nach Konsens beginnt.
Regisseurin und Autorin Merle Grimme erzählt hier keine Diversitäts-Story von fünf Heldinnen, die ihre Stimme heroisch zu einer einzigen bündeln, nur weil sie in Sachen Ausgrenzung und Rassismus ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Sie zeigt stattdessen, dass Diversität nicht automatisch zu gegenseitigem Verständnis führt und dass Gemeinsamkeit nicht dasselbe wie Einigkeit ist.
Sie wagt damit einen kritischen Blick auf die Diversitäts-Debatte und hält allen einen Spiegel vor. In 73 Minuten räumt sie so mit vielen Klischees und Vorurteilen auf und richtet den Fokus auf ein Kernproblem des Konflikts: den Mut zur aufrichtigen Begegnung.
"Indem wir versuchen, Menschen kennenzulernen, werden wir auch Grenzen überschreiten."
Grenzüberschreitung gehört zum gegenseitigen Kennenlernen dazu, sagt Merle Grimme. Und: "Ich kann mich im Vorfeld informieren, aber ich muss trotzdem das Risiko eingehen, dass ich jemanden verletze. Wir müssen versuchen, keine Angst mehr zu haben, denn sonst gehen wir keinen Schritt aufeinander zu." Angst vor Fettnäpfchen? Fehl am Platz.
Sehen könnt ihr "Clashing Differences" übrigens ab dem 5. Oktober in der Arte Mediathek, später auch im ZDF.
Außerdem: Filmfest in Zürich und Neues zum Gucken
Anna Wollner war übers Wochenende auf dem Filmfest in Zürich und hat dort unter anderem Ethan Hawke getroffen. Davon und was sie sonst noch erlebt hat, erzählt sie in dieser Folge. Außerdem haben wir in die Kinostarts dieser Woche reingeguckt, den Thriller "Catch the Killer" mit Shailene Woodley und Ben Mendelsohn und in "The Lost King", das neue Drama von Stephen Frears.