Er ist ein Dinosaurier: der Nachweis über die Zahnuntersuchungen. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Stephan Beuting hat darum geschaut, wie zeitgemäß und nützlich die Bonusheftchen noch sind.
Das Heft ist eine kleine Zeitmaschine, die uns weit zurückführt, ins alte Jahrtausend. 1988 wollte der CDU-Sozialminister Norbert Blüm die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen stoppen. Bis dahin hat jeder Mensch seine Kosten zu 100 Prozent erstattet bekommen, wenn der Zahnersatz anstand. Dann aber kam das braune Pappheftchen und dazu die Regel: Nur wer stempelt, spart auch Geld.
Das Prinzip ist einfach, wer einmal im Jahr geht, der bekommt einen Stempel. Wer fünf Jahre hintereinander stempelt, der bekommt nicht mehr 50 Prozent der Behandlungskosten erstattet, sondern 60. Wer das zehn Jahre lückenlos schafft, der landet bei 65 Prozent. Wer genauer hinschaut, der entdeckt Unstimmigkeiten.
"In der Theorie ist das Bonusheft eine schöne Sache, in der Praxis sinnlos."
Zahnarzt Stefan Baader vergleicht das Heft gerne mit kaputten Autos und dem TÜV, der Plaketten verteilt, ohne genau hinzuschauen. "Das heißt, Sie gehen hin, ich schaue rein und sage, dass da noch was zu tun ist. Das nehmen Sie zur Kenntnis, kommen aber nicht wieder. Das können Sie zehn Jahre so durchziehen," sagt Baader.
Das sei dann so, als würde man zum TÜV fahren und trotz kaputter Bremsen keine Reparatur vornehmen lassen. Baader würde stattdessen lieber "Sanierungsstempel" ins Buch drücken. Die Techniker Krankenkasse erklärt dagegen, dass sie das Bonusheftchen als gelungenen Vorsorgeanreiz sieht und damit gute Erfahrungen macht.
"60 Prozent der Versicherten haben ein ausgefülltes Heftchen. Die große Mehrzahl hat sogar zehn Jahre vollständig nachgewiesen, dass sie beim Zahnarzt war. Die bekommen dann den vollen Bonus."
Das sei unfair, sagt dagegen der Zahnarzt und erklärt: "Sie gehen zehn Jahre hin und haben ein Jahr, in dem sie nicht da gewesen sind. Sie müssen dann zehn Jahre neu ansammeln." Wenn eine Krankenkasse in ihre Rechnungen schauen würde, könnte sie das Bonusheftchen leicht überflüssig machen. Nur wenn ein Patient mehrfach Arzt und Krankenkasse wechselt, wäre das Bonusheft sinnvoll.
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