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Es gibt viele Krisen auf der Welt - und was ist fast immer eine der ersten Reaktionen? Schnell einen Zaun errichten.

Die Balkanroute ist geschlossen für Flüchtlinge: Slowenien, Kroatien, Serbien und Mazedonien haben ihre Grenzen dichtgemacht. Ungarn reagierte gestern und verhängte den Krisenzustand - auch, um zusätzliche Soldaten zur Grenzsicherung mobilisieren zu können. Das Land hat sich schon seit Ende vergangenen Jahres mit einem Zaun von Serbien abgeriegelt. Und es ist nicht das Einzige.

  • Grenzzäune gibt es vor allem in Europa und im Nahen und Mittleren Osten. In Afrika und Südamerika dagegen kaum.
  • Dann ist da der lange Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA.
  • Auch Asien macht immer mehr dicht.

Auf einer Karte des Economist lassen sich die Grenzen gut erkennen. Auf der haben die Kollegen geplante und schon gebaute Grenzzäune eingezeichnet. Jedes Land lässt sich einzeln anklicken und sehen, wann es welche Grenzzäune errichtet hat und welche Gründe es dafür angibt.

Die sind fast immer die gleichen: Sicherheitsbedenken und Furcht, dass Menschen illegal ins Land kommen. Und um Schmuggel zu verhindern. Nur selten geht es dagegen darum, dass ein Staat sein Gebiet abstecken will, um sich eine bestimmte Region zu sichern.

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Im Nahen und Mittleren Osten hat sich zum einen Saudi-Arabien fast komplett abgeriegelt: an der Grenze zum Yemen, zu den Vereinigten Arabischen Emiraten, zum Oman, zum Irak und zu Katar. Und Israel hat auch alle Grenzen mit Zäunen gesichert, außer die zu Jordanien - hier ist der Zaun noch nicht fertig.

In Europa verbarrikadieren sich neben den Balkanstaaten gerade vor allem die baltischen Staaten. Estland, Lettland und Litauen fangen gerade an, Grenzzäune zu errichten. Besonders viel beachtet wurde der Zaun Ungarns, das vergangenes Jahr im September angefangen hat, die Grenze zu Serbien dichtzumachen. Dann kamen im Dezember die Schweden, die die Grenze zu Dänemark zum Teil abgeriegelt haben.

Internationaler Stil

Die ersten, die Grenzzäune wegen der Flüchtlingsströme hochgezogen haben, waren die Griechen, die 2012 einen Zaun an der Grenze zur Türkei errichtet haben. Genau so wie Bulgarien. Es gab aber noch ein zweites Ereignis, das die Zäune sprießen lies: Die Krimkrise. 2014 hat die Ukraine begonnen, ihre Grenze zu Russland abzuschotten.

Zur Optik: Es gibt tatsächlich so was wie einen internationalen Stil für Grenzzäune: Das sind meistens zwei parallel verlaufende Zäune, rund vier Meter hoch, die mit Stacheldraht gesichert sind, manchmal auch mit Strom. In der Mitte zwischen den Zäunen sind dann zum Teil noch mal Stacheldrahtrollen oder sogar Minen. Wer es also über den ersten Zaun schafft, stürzt auf Stacheldrahtzähne oder Minen. Und überwacht wird diese Anlage von Grenzsoldaten und unter Umständen auch noch von Bewegungssensoren und Infrarotkameras.

"Bei Zäunen geht es nur selten darum, dass jemand sein Gebiet abstecken will."
Anna Kohn, DRadio Wissen

Einige der Zäune sind schon relativ alt, zum Beispiel der Grenzzaun um Ceuta und Melilla in Marokko, die beiden spanischen Enklaven. Der stammt aus dem Jahr 1990. Oder der Zaun zwischen Indien und Pakistan, der auch 1990 begonnen worden ist.

Danach gab es zwei Wellen, nach denen viele Länder Zäune errichtet haben. Da ist zunächst der 11. September und was danach kam, also der Krieg in Afghanistan und der Krieg im Irak. Und zweitens der Krieg in Syrien und die Flüchtlingskrise. Das hat vor allem im vergangenen Jahr viele Länder dazu bewegt, Zäune zu errichten.

Und dann gibt es noch Zäune in Regionen, in denen niemand damit rechnet: So hat Brasilien zum Beispiel seine gesamte Landesgrenze von 15.000 Kilometern gesichert. Weil Brasilien sich gegen Schmuggel aus den Nachbarländern absichern will. Das ist aber ein Sonderfall: Das ist zum Teil ein virtueller Zaun, der angeblich von Drohnen und Satelliten kontrolliert wird. Allerdings sagen manche Kritiker, dass der Zaun hauptsächlich durch den Regenwald führt und sich das Gebiet gar nicht überwachen lässt.

Shownotes
Zäune weltweit
Die Welt macht dicht
vom 10. März 2016
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Anna Kohn, DRadio Wissen