Chemtrails, Flat-Earth und spionierende Rauchmelder: Verschwörungstheorien sind beliebt. Googles Videoplattform Youtube gehört zum Erfolgsrezept – eine spektakuläre Geschichte als Verpackung auch.
Einige Menschen glauben, dass die Erde eine Scheibe ist. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist Youtube und sein gut funktionierender Vorschlag-Algorithmus dafür mitverantwortlich. Zu diesem Ergebnis kommt die amerikanische Psychologin Asheley R. Landrum.
Sie arbeitet an der Texas Tech University und hat Mitglieder der amerikanischen Flat-Earth-Bewegung befragt. Inzwischen ist sie überzeugt, dass Youtube diese Gemeinschaft von Verschwörungstheoretikern in bisher unbekanntem Ausmaß gestärkt und vergrößert hat.
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Christian Schmitt wollte herausfinden, was eine gute Verschwörungstheorie ausmacht und hat sich dafür in diesen Tunnel aus Youtube-Verschwörungtheorien hineinbegeben.
Theorien für Gescheiterte
Angefangen hat er mit einem 12-minütigen Video, das ihm erklärt, warum die Erde eine Scheibe ist. Dann springt Youtube-Autoplay zum nächsten Video. Bei Christians Test lief im Anschluss "100 Gründe, warum die Erde keine Kugel ist." Die folgenden Videos werden immer abstruser und driften von der politischen Ausrichtung her nach rechts.
Wie empfänglich Menschen für Verschwörungstheorien sind, hängt von den persönlichen Lebensumständen ab. Insbesondere persönliche Niederlagen steigern die Empfänglichkeit. Das sagt Sebastian Bartoschek. Er hat erforscht, was Menschen in Verschwörungstheorien suchen.
"Wenn Menschen viele Scheitererfahrungen haben – sei es im Job, in der Partnerschaft, im Finanziellen – dann sind sie zugänglicher für Verschwörungstheorien."
Sebastian Bartoschek sagt, dass Verschwörungstheorien in der Regel nicht nur Ängste auslösen, sondern auch Lösungen anbieten, wie sich diese Ängste wieder auflösen lassen. Als Beispiel nennt er Kondensstreifen, die von manchen Verschwörungstheoretikern für sogenannte Chemtrails gehalten werden.
Verschwörungstheorien machen Angst und versprechen Lösungen
Diese Menschen glauben, dass sie mit Chemikalien vergiftet werden, die von Flugzeugen versprüht werden. Ein Lösungsvorschlag der Verschwörungstheoretiker dafür: Schalen mit Essig aufstellen.
Das haben solche Theorien mit Religion gemein, sagt Sebastian Bartoschek: Sie machen uns Angst und erklären uns gleich, wie wir uns diese Angst nehmen können.
Rauchmelder als Wanze
Christian Schiffer hat sich als Journalist mit dem Thema beschäftigt. Er hat zusammen mit seinem Kollegen Christian Alt ein Buch über die krudesten Verschwörungstheorien geschrieben und für ein Deutschlandfunk-Radiofeature versucht, eine eigene in die Welt zu setzen. Sie lautet: Rauchmelder sind grundsätzlich Überwachungsinstrumente. Das war völlig frei erfunden - und (leider) ziemlich erfolgreich.
"Wir haben aber damals schon gemerkt, dass das abgeht wie ein Schnitzel. Diese Geschichte mit den Rauchmeldern wurde dann immer größer. Das hatte nichts direkt mit uns zu tun. Wir haben aber gesehen, dass diese Rauchmelderverschwörung wahr wird."
Für eine erfolgreiche Verschwörungstheorie sind laut Christian Schiffer zwei Dinge wichtig:
- Das Wort Wahrheit muss vorkommen.
- Die Verpackung der Verschwörungstheorie muss spektakulär sein
(Beispiele 11. September, Lady Di, Mondlandung).
Nach diesem Verfahren war Christian Schiffers Verschwörungstheorie zu den Rauchmeldern recht effektiv. Mittlerweile ist auch der Star unter den Verschwörungstheoretikern, Gerhard Wisnewski, darauf angesprungen.
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