Acht Monate lang hat Felicitas Rohrer die Antibabypille Yasminelle genommen. Die Folge: eine lebensgefährliche Lungenembolie. Jetzt verklagt die 31-Jährige den Bayer-Konzern. Ihr Ziel: Die Pille soll vom Markt genommen werden.
Es ist der erste Prozess dieser Art gegen den Bayer-Konzern in Deutschland. Klägerin ist Felicitas Rohrer, die 2009 nach einer Lungenembolie klinisch tot war und wiederbelebt werden musste. Bis heute leidet die 31-Jährige an den Folgen, ist körperlich stark eingeschränkt, darf nicht schwer heben und auch nicht schwanger werden. Das wäre lebensgefährlich.
Ein Einzelfall ist das Schicksal von Felicitas Rohrer nicht. Die Yasminelle gehört zu den Pillen der vierten Generation. Also zu den modernen Verhütungspillen, die gerne auch damit werben, dass sie eine schöne, reine Haut machen. Aber: auch das Risiko an einer Thrombose zu erkranken steigt mit Gebrauch der Yasminelle.
Thrombose-Risiko bei Pilleneinnahme:
- Ohne Pille: 5 bis 10 von 100.000 Frauen bekommen eine Thrombose
- Pille der 2. Generation: 20 von 100.000 Frauen bekommen eine Thrombose
- Pille der 3. + 4. Generation: 40 von 100.000 Frauen bekommen eine Thrombose*
*Bei der Vielzahl der Frauen, die weltweit die Pille nehmen, kann es zu einer durchaus relevanten Anzahl an Krankheitsfällen kommen
Hormon Drosperinon erhöht das Risiko
Als Verursacher des erhöhten Thromboserisikos konnte der Wirkstoff Drospirenon ausgemacht werden. Pillen der ersten und zweiten Generation enthalten vor allem die Hormone Östrogen und Levonorgestrel. Trotz hoher Nebenwirkungen: das Risiko an einer Thrombose zu erkranken ist bei diesen Pillen am geringsten. Die moderneren Pillen enthalten hingegen häufig Drospirenon.
Die Studien haben sogar das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf den Plan gerufen. Das Institut hat im vergangenen Jahr einen Rote Hand Brief an Ärzte geschickt und darin ausdrücklich davor gewarnt, Pillen der dritten und vierten Generation an junge Frauen und Erstanwenderinnen abzugeben.
Mehr Verschreibungen trotz Warnung
Trotz ausdrücklicher Warnung: Die Verschreibungen von Pillen der dritten und vierten Generation nimmt eher zu als ab. Das belegen Zahlen, die der Arzneimittelexperte Gerd Glaeske mit Unterstützung der Techniker Krankenkasse erhoben hat. Und das obwohl Pillen der zweiten Generation genau so gut zur Verhütung geeignet sind, es also eine risikoärmere Alternative gibt.
"Es scheint wirklich, dass viele Frauenärzte völlig resistent sind gegen diese Informationen."
Checkliste für Pillenanwenderinnen:
Was tun, wenn in den Inhaltsstoffen eurer Pille der Wirkstoff Drospirenon enthalten ist?
- Haltet Rücksprache mit eurem Gynäkologen und setzt die Pille möglichst ab
- Besteht auf Pillen mit weniger Nebenwirkungen (zum Beispiel mit Levonorgestrel, Norgestimat oder Norethisteron)
- Informiert euch auf Risiko-Pille.de
- Weigert sich euer Frauenarzt, eine andere Pille zu verschreiben: Arzt wechseln
Weitere Links zum Thema:
- Liste der in Pillen enthaltenen Wirkstoffe | Risiko-Pille.de wurde unter anderem von Felicitas Rohrer mit initiiert
- Todkrank durch die Pille | Reportage in der ARD-Mediathek über den Fall von Felicitas Rohrer
- 31-Jährige verklagt Bayer | Spiegel online berichtet über den aktuellen Prozess
- Pillenreport 2015 | Erhebung von Gerd Glaeske mit Daten der Techniker Krankenkasse (PDF-Datei)