In den letzten 50 Jahren sind mehr als zwei Drittel aller größeren Tiere weltweit verschwunden. Das sagen Forschende in einem Bericht des WWF und warnen davor, dass wir nur noch mit größten Anstrengungen gegensteuern können.

Reptilien, Amphibien, Vögel, Fische und Säugetiere – seit 1970 ist die Gesamtzahl all dieser Tiere um 68 Prozent eingebrochen, sagt der Living Planet Report 2020 des World Wide Fund For Nature (WWF). Besonders stark betroffen sind Mittel- und Südamerika. Allein in Südamerika hat sich die Anzahl der untersuchten Tiere um 94 Prozent verringert. In Afrika gab es in den letzten 50 Jahren laut WWF einen Rückgang von 65 Prozent.

Der Rückgang von 24 Prozent in Europa inklusive Russland klingt dagegen zwar geringer, doch das liegt laut der Forschenden nur daran, dass sich die Natur zu Beginn des Untersuchungszeitraumes schon weit von ihrem ursprünglichen Zustand entfernt hatte.

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Während die Forschenden des WWF sagen, dass ein Gegensteuern noch möglich sei, sind andere Forschende deutlich pessimistischer.

Repräsentative Hochrechnung

Für den Living Planet Report haben Forschende bisher fast 21.000 Populationen weltweit untersucht. Um die Zahlen noch genauer zu machen, werden jedes Jahr mehr Tierarten und Populationen in den Bericht aufgenommen. Dieses Jahr waren es bereits 5000 Populationen und einige hundert Tierarten mehr als im Bericht vor zwei Jahren.

Die Anzahl der untersuchten Tiere ist nur ein Bruchteil der insgesamt Millionen Tier- und Pflanzenarten. Die Forschenden sagen aber, dass sie bewusst einen repräsentativen Teil aus verschiedenen Klimazonen und Kontinenten ausgewählt haben. Insgesamt beruht die Studie dennoch auf einer Hochrechnung, weshalb die Forschenden auch eine gewisse Ungenauigkeit mit einberechnet haben: Die errechnete Bandbreite lag zwischen 62 und 73 Prozent, der Rückgang von 68 Prozent ist daher nur ein Durchschnittswert.

Naturzerstörung geht immer weiter

Da im letzten Living Planet Report noch ein Rückgang von 60 Prozent der Tierarten errechnet wurde, geht der WWF davon aus, dass es ein ungebrochener Trend ist, die Lebensräume der Tiere zu zerstören – vor allem durch Landwirtschaft. Für die Umweltorganisation ist das sehr besorgniserregend.

"Laut WWF gibt es einen ungebrochenen Trend, den Lebensraum von Tieren zu zerstören, vor allem für die Landwirtschaft. Die Naturzerstörung nimmt sogar weiter zu."
Klaus Jansen, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Denn die Zerstörung der Natur wird langfristig auch die Lebensgrundlage der Menschen zerstören. Zum Beispiel, wenn Sauerstoff-liefernde Wälder verschwinden oder fruchtbare Böden kaputt gehen.

Vielleicht noch eine Minute vor zwölf

Laut WWF ist ein Gegensteuern noch möglich, doch von Jahr zu Jahr werde der Aufwand immer größer, wenn weiterhin nichts passiere. Die vorgeschlagenen Maßnahmen im Bericht sind zudem sehr abstrakt gehalten: Wir bräuchten mehr Schutzgebiete, eine verträglichere Landnutzung und der Klimawandel müsse aufgehalten werden.

Im Fachmagazin Nature schreiben Forschende allerdings, dass sei nur mit einer enormen Anstrengung zu schaffen. Zum Beispiel sollten 40 Prozent der Landflächen Naturschutzgebiete werden, bisher sind wir bei 15 Prozent.

Shownotes
WWF-Bericht zum Tiersterben
Wildtiere werden weltweit immer weniger
vom 10. September 2020
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Klaus Jansen, Deutschlandfunk Nova