Stefan Fassbinder aus Greifswald ist in London zum Weltbürgermeister des Jahres gekürt worden. Im Interview erzählt er, wie er sich in der Kategorie Städtefreundschaften gegen Kolleg*innen aus 40 Ländern durchgesetzt hat und was den Umgang von Greifswald mit seinen Partnerstädten so besonders macht.
Am Montagabend (29.01.) wurden in London von der City Majors Foundation die Preise für die Weltbürgermeister des Jahres verliehen. Den "2023 World Mayor Friendship Award" in der Kategorie Städtepartnerschaften hat Stefan Fassbinder (Grüne) abgeräumt.
Persönliche Begegnungen
Die City Mayors Foundation, die den Preis alle zwei Jahre vergibt, beschreibt Fassbinder als einen Bürgermeister, der verstanden habe, wie wichtig es ist, dass Städte und Gemeinden zusammenarbeiten. Gemeinsam mit seinen Mitbürger*innen habe Fassbinder Flüchtlingen aus der Ukraine großzügige Hilfe angeboten.
Der Austausch und die persönliche Begegnung mit Menschen ist ihm besonders wichtig, sagt Stefan Fassbinder.
"Die ganz persönliche Begegnung kann dazu führen, Vorurteile abzubauen. Sie erlaubt Perspektivwechsel und trägt dazu bei, dass man andere Sachen kennenlernt, das Eigene infrage stellen und dadurch verbessern kann."
Neben Fassbinder, der seit 2015 Oberbürgermeister in Greifswald ist, wurden drei weitere Stadtoberhäupter in Österreich, Mosambik und Kanada ausgezeichnet. In seiner Kategorie hat sich Fassbinder gegen 92 Kolleg*innen aus 40 verschiedenen Ländern durchgesetzt, darunter so prominente wie Vitali Klitschko (Kiew), Anne Hidalgo (Paris) oder Eric Adams (New York).
"Auszeichnung für die Stadt Greifswald"
Greifswald pflegt seit Jahrzehnten intensive Partnerschaften und Freundschaften mit anderen Städten – 2024 sind es insgesamt 13 in aller Welt. Die Beziehungen beschreibt Fassbinder im Gespräch als unterschiedlich und "sehr lebhaft". Es gebe nicht nur Schulaustausch, sondern auch Kooperationen von Verwaltungen, Unternehmen und Musikschulen, gemeinsame Umweltprojekte – also ein "sehr vielfältiges Netz von Aktivitäten".
"Für mich ist es besonders eine Auszeichnung für die Stadt Greifswald. Städtepartnerschaften leben ja nur dann, wenn die Stadtgesellschaft sie lebt. Das reicht nicht, wenn der Oberbürgermeister aktiv ist. Und das wird genau gewürdigt."
Durch die Auszeichnung würde die "positive, internationale Thematik" der Städtepartnerschaften gewürdigt und auch medial repräsentiert, freut sich Fassbinder.
"Große Überraschung"
Wer ihn vorgeschlagen hat, weiß der Greifswalder OB nicht: "Das war eine große Überraschung", sagt er. Während des mehrstufigen Verfahrens habe er durch "eine ganze Menge Leute" Unterstützung erhalten, die E-Mails schrieben und ihn unterstützten – zum Beispiel in der ukrainischen Partnerstadt Drohobytsch, "wo wir in den letzten Jahren natürlich nochmal unter einem ganz anderen Aspekt sehr aktiv gewesen sind", aber auch in Pomerode in Südbrasilien oder in Newport News im US-Bundesstaat Virginia.
"Immerhin ist es eine ostdeutsche Stadt, die dadurch in gewissem Sinne auch Deutschland vertritt, eine Stadt aus Mecklenburg-Vorpommern. Und das freut mich sehr."
Stefan Fassbinder ist nicht der erste deutsche OB, der sich "World Mayor" nennen darf. 2021 erhielt sein Mannheimer Kollege Peter Kurz die Auszeichnung für sein internationales Engagement, und Henriette Rieker aus Köln belegte 2016 immerhin Platz zehn.