Wohnungssuche ist in vielen Städten der Horror. Manchmal verschwindet eine Anzeige schon wieder, bevor wir überhaupt die Möglichkeit hatten, sie richtig anzuschauen. Clemens Schöll hat deswegen einen Bot programmiert, der ihm dabei hilft, Wohnungsanzeigen im Netz zu scannen und auf Angebote zu reagieren.
Wohnungsuche – das bedeutet Anzeigen scannen, die Angebote, die passend erscheinen, raussuchen und möglichst persönliche und freundliche Nachrichten zu schreiben. Um die besten Angebote zu erwischen, heißt das aber auch, dass wir rein theoretisch ständig online sein müssen, um die besten Angebote nicht zu verpassen. Wie schön wäre es, wenn uns jemand diesen Job abnehmen könnte! Das hat sich auch der Künstler und Programmierer Clemens Schöll gedacht und einen Wohnungsbot entwickelt.
"Man muss dem Bot am Anfang einmal erklären, wonach man sucht und wie dieses scheinbar persönliche Anschreiben aussieht."
Clemens hat den Bot zunächst mit Infos gefüttert. Mit den Daten zur idealen Wohnung und zum persönlichen Anschreiben, das dann an die Vermieter rausgeht. Der Bot sortiert die entsprechenden Seiten der Immobilienportale dann ständig neu. Sobald eine Wohnung online erscheint, die dem Suchprofil entspricht, sendet der Bot eine Nachricht an den Vermieter oder die Vermieterin.
Ein Bot hilft beim Umzug von Leipzig nach Berlin
Die Idee zu dem Bot hatte Clemens, als er aus Leipzig nach Berlin gezogen ist. Er war innerhalb kürzester Zeit ziemlich genervt davon, die ganze Zeit auf die Seite des Immobilienportals zu starren, sie ständig neu zu laden und dann auch noch zu prüfen, ob Angebote wirklich mit seinen Vorstellungen übereinstimmen. Er dachte sich: 'Was ich hier mache, ist nicht wirklich anspruchsvoll.' Außerdem kennt er sich aus mit Informatik.
"Ich dachte, das ist hier ziemlich repetitiv und wenig komplex, was ich hier tue. Ich habe einen Hintergrund in Informatik – das müsste man eigentlich automatisieren können."
Zunächst war es also ein Projekt zum eigenen Nutzen, später wurde dann ein Kunstprojekt daraus, dass er bei der Aktion "24 Stunden Neukölln" präsentiert hat. Clemens hat den Bot inzwischen auch frei verfügbar für alle ins Netz gestellt.
Der Künstler glaubt allerdings nicht, dass der Bot die Lösung ist. Mittelfristig sei er eine Hilfe für Wohnungssuchende. Wenn ihn viele Menschen verwenden, spart das insgesamt viel Zeit, in der diese Menschen auf den Computerbildschirm starren müssten. Er möchte mit seinem Projekt aber auch zum Nachdenken anregen. Zum Beispiel über Fragen, wie: "Wie wollen wir, dass Wohnungen vergeben werden?" oder "Was bedeutet Automatisierung unserer Gesellschaft?" und "Wer darf was automatisieren?"
"Ich denke, dass es gefährlich ist, wenn wir erlauben, dass mit den Wohnungen von Menschen spekuliert wird und damit Gewinne gemacht werden."
Clemens Schöll ist der Meinung, dass es gefährlich ist, wenn mit Immobilien – mit den Wohnungen, in denen wir leben – spekuliert wird. Gleichzeitig sei es schwierig, eine Lösung zu finden, weil unsere Gesellschaft wenig Wege kenne, um begrenzte Ressourcen gerecht zu verteilen und den Markt dabei außen vorzulassen. "Ich denke aber auch, dass ich da als Künstler nicht der richtige Ansprechpartner bin", sagt Clemens. Mit seinem Projekt will er Fragen aufwerfen und auf die Probleme hinweisen, anstatt Antworten zu geben.