Mietwohnungen sind an sich schon schwer zu finden. Noch schwerer scheint es zu sein, wenn der Nachname oder der Pass nicht deutsch sind.
Rahul ist aus Indien nach Deutschland gezogen. In München hat er sechs Monate lang nach einer Wohnung gesucht.
Dabei sind seine Voraussetzungen optimal: Er hat einen Premium-Account auf einer Plattform für Wohnungsgebote. Das heißt, Angebote erhält er früher als nicht-zahlende Mitglieder. Er schreibt Vermieterinnen und Vermieter in kürzester Zeit an, um zu den ersten zu zählen, die sich als Mieter um die Wohnung bewarben. Und er ist unbefristet in Vollzeit angestellt.
"As soon as the advertisement came online I would apply to it – and about 70 percent I wouldn’t get responses to the postings I had applied to."
Trotz seiner Bemühungen bekommt er auf 70 Prozent seiner Anfragen keine Antwort, sagt Rahul. Und wenn doch mal eine Reaktion vonseiten der Vermieter*innen kommt, dann wird oft als Erstes nach seiner Herkunft gefragt.
Sobald er sagt, woher er stammt, bleiben ein weiteres Mal die Antworten aus. Die Vermutung liegt nahe, dass er diskriminiert wird, aber sicher sagen kann man das nicht. Denn eine fehlende Rückmeldung ist noch lange kein Beweis dafür.
Teststudien bieten Hinweise auf Diskriminierung
Doch Teststudien zeigen, dass tatsächlich Diskriminierung der Grund dafür sein kann, warum es besonders für Menschen mit nicht-deutschen Nachnamen schwierig ist, den Zuschlag für eine Wohnung zu erhalten.
Gleiche Qualifikation, unterschiedliche Nachnamen
Für Teststudien dieser Art bewerben sich zwei Personen mit gleicher Qualifikation für eine Wohnung. Allerdings mit unterschiedlichen Nachnamen – also einem, der nicht deutsch klingt und einem, der deutsch klingt. Danach zählen die Forschenden aus, wie viel Einladungen die jeweiligen Bewerber erhalten haben.
Das Resultat ist recht eindeutig: Circa 40 Prozent, also knapp die Hälfte der Anbieter*innen, bieten nur den Menschen einen Besichtigungstermin an, die einen deutsch klingenden Nachnamen haben.
"Inzwischen gibt es einige Test-Studien: Und da ist ziemlich deutlich, dass es um die 40 Prozent, also knapp die Hälfte der Anbieter*innen, nur den Menschen einen Besichtigungstermin anbieten, die einen deutsch-klingenden Nachnamen haben."
Auch Nikos, der aus Athen stammt, hat bei der Wohnungssuche ähnlich schlechte Erfahrungen wie Rahul gemacht. Auf der Suche nach einer Wohnung in Köln geht er zu einer Besichtigung: Es herrscht wenig Licht, sodass er sich keinen richtigen Eindruck verschaffen kann, aber zusagt, weil er dringend eine Wohnung benötigt. Bei Tageslicht besehen, stellt sich heraus, dass die Wohnung in einem sehr schlechten Zustand ist.
"Die Umstände sind unmöglich: Weil Vermieter*innen wissen, dass sich die meisten Leute keine Anwälte leisten können oder vielleicht nicht so gut vernetzt sind, vermieten sie Kellerräume oder Wohnungen, die eigentlich nicht bewohnbar sind."
Lara Nicolaysen vom Antidiskriminierungsbüro der Caritas in Köln weiß aus Erfahrung, dass besonders diejenigen diskriminiert werden, die über wenig Ressourcen verfügen, das heißt, sich vermeintlich beispielsweise keinen Anwalt leisten können und auch schlechter vernetzt sind. Diese Personen bekommen wohl eher Wohnungen angeboten, die in einem unzumutbaren Zustand sind.
Prüfen, ob die Wohnsituation legal ist
In solch einem Fall rät Lara Nicolaysen sich an Stellen wie das Antidiskriminierungsbüro der Caritas zu richten. Dort werden Betroffene zum Beispiel beraten. Es wird geschaut, wie die aktuelle Situation ist und was erreicht werden soll. Diese Stellen können prüfen, ob die bestehende Wohnsituation überhaupt den gesetzlichen Vorlagen entspricht und somit überhaupt legal ist. Und wenn es notwendig ist, können die Mitarbeiterinnen der Caritas auch den Kontakt zu Anwält*innen oder anderen Ansprechpartnern vermitteln.