Unsere Großstädte haben ein Platzproblem: Wohnen wird immer teurer, für neue Wohnungen ist kaum Platz da. Wofür allerdings viel Platz da ist: abgestellte Autos. Warum also nicht an genau diesen Stellen neue Wohnungen bauen?
In Westeuropa gibt es ungefähr 300 Millionen öffentliche Parkplätze, die meisten davon liegen im öffentlichen Raum. Parkplätze von Supermärkten, von Schwimmbädern, Messegeländen und so weiter. Die Stadt Köln ist nun auf die Idee gekommen, dass auf genau diesen Parkplätzen doch Häuser gebaut werden könnten. Und zwar so, dass die Plätze für Autos erhalten bleiben.
100 neue Wohnungen über dem Parkplatz
Wie das funktioniert, hat München bereits vorgemacht: Da ist ein Haus über einem Parkplatz gebaut worden, auf Stelzen. Von den 111 Parkplätzen sind immer noch 105 übrig geblieben - und circa 100 Wohnungen sind in dem Haus untergebracht. Ausschließlich Sozialwohnungen, so können ein paar Menschen mehr in der teuren Münchener Innenstadt wohnen.
Denn ohne Förderungen haben Normalverdiener in München kaum noch eine Chance, ihre Wohnung in der Innenstadt zu finden. "In München ist geförderter Wohnungsbau die Mitte der Gesellschaft", sagt Michael Hardi von der Münchener Wohnungsbaugesellschaft Gewofag, die das Stelzenhaus geplant und gebaut hat. Eine vierköpfige Familie mit einem Einkommen von bis zu 90.000 Euro brutto, kann gefördert werden, anderswo ist man damit Gutverdiener.
"Das ist in München bei unseren Mietpreisen hier fast unmöglich mit so einem Einkommen, auf dem normalen freien Wohnungsmarkt eine Wohnung zu finden."
Die Immobilienpreise springen nicht nur in München in die Höhe, vor allem die Innenstädte sind beliebt. "Wir können auch beobachten, dass Wohnungen als Ware an Wert gewonnen haben", erklärt der Geograf und Stadtforscher Sebastian Schlüter. Mit Wohnungen wird an den Finanzmärkten gehandelt. "Das treibt die Immobilienpreise und damit auch die Mietpreise in die Höhe." Handlungsbedarf ist also auf jeden Fall da.
Städte müssen sich entscheiden
Ob die Stadt Köln dem Vorbild aus München folgt, muss sich noch zeigen. Erst wird im Stadtrat über den Stelzenhaus-Vorschlag der SPD diskutiert und dort muss auch entschieden werden, wer die Stelzenhäuser letztendlich baut. Die Stadt selbst oder Wohnungsbaugesellschaften? Oder doch wieder Investoren, die ordentlich Kohle mit neuen Premium-Wohnungen kassieren wollen?
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