Theoretisch ist bezahlbares Wohnen ein politisches und gesellschaftliches Dauerproblem – seit Jahren. Praktisch hat sich auch in Jena nichts geändert – und wenn, dann eher zum Schlechten.

Abseits von München, Berlin, Leipzig und Köln ist der Mietmarkt auch in Jena kaputt – jedenfalls für Menschen mit einem übersichtlichen Einkommen. Studierende merken es zuerst: Wer umzieht, hat schon verloren.

Rund 17.000 Studierende (inklusive der Absolvent*innen) waren im Wintersemester 2023/2024 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena eingeschrieben. "Jena gehört bereits jetzt zu den teuersten Städten in Ostdeutschland, wenn es ums Wohnen geht", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter David Freches.

Vom Zentrum an den Rand

Levke studiert in der 110.000-Einwohner-Stadt Politik- und Erziehungswissenschaften. Sie ist in den Studierendenrat, also die Interessensvertretung der Studierenden, gewählt worden. Bald wird sie in einen Plattenbau außerhalb der Stadt umziehen und von dort aus pendeln. Die Uni liegt mitten in der Stadt.

"In zwei Wochen ziehe ich in die Plattenbausiedlung ein bisschen weiter außerhalb, weil ich mir das Leben in der Innenstadt nicht weiter leisten kann."
Levke, Studentin in Jena

Die Geografie Jenas beschränkt die bebaubare Fläche auf natürliche Weise: Die Tallage der Stadt verhindert, dass sie sich ausdehnen oder im Zentrum neu gebaut werden kann, sagt David Freches.

Und das Angebot an Wohnheimplätzen ist angesichts der Nachfrage recht übersichtlich.

Eine Möglichkeit: Pendeln aus Gera

Manche Studierende verlegen sich für Monate aufs Couchsurfen oder pendeln aus der Umgebung zur Uni Jena – aus Gera zum Beispiel. Das dauert mit dem Auto rund 40 Minuten.

Für Levke vom Studienrat würde es schon helfen, wenn die Mitpreisbremse konsequenter überwacht oder die überteuerte Vermietung von möbliertem Wohnraum eingeschränkt würde.

"Für möblierte Wohnungen können Vermieter deutlich mehr verlangen."
Levke, Studentin in Jena

Zur besseren Orientierung hier ein Index der Kaltmieten für Thüringen bis 2024.

Index der Nettokaltmieten für Thüringen von 2005 bis 2024 (2020 = Index 100)
Index der Nettokaltmieten für Thüringen von 2005 bis 2024 (2020 = Index 100)
Shownotes
Mietmarkt in Thüringen
Wohnraum in Jena ist knapp und teuer
vom 11. Februar 2025
Moderation: 
Thilo Jahn und Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
David Freches, Deutschlandfunk-Nova-Reporter