Sportliche Großereignisse wie die Olympischen Spiele oder auch die Fußball-Weltmeisterschaft bekommen weltweit große Aufmerksamkeit in den Medien. Genau darum bieten sie auch eine Bühne für politischen Protest, wie etliche Beispiele in der Geschichte zeigen.
Die beiden amerikanischen Sprinter John Carlos und Tommy Smith gehen im Oktober 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko in die Geschichte ein, als sie bei der Siegerehrung zum 200-Meter-Lauf eine schwarze Faust in den Abendhimmel recken.
Sie protestierten damit gegen den Vietnamkrieg und Rassismus. Als Folge werden die beiden ausgebuht und aus dem olympischen Dorf geschmissen. Aber: Die weltweite Aufmerksamkeit für ihren Protest kann ihnen keiner mehr nehmen.
Politische Themen werfen einen Schatten auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2018
Es ist nicht das einzige Beispiel für einen Moment, in dem die Olympischen Spiele politisch instrumentalisiert wurden: 1972 kidnappen palästinensische Attentäter israelische Sportler, 1980 boykottieren viele westliche Staaten die Spiele in Moskau, weil die Sowjetunion kurz zuvor in Afghanistan einmarschiert ist. 1984 erfolgt die Retourkutsche, als mehrere Ostblockstaaten die Spiele in Los Angeles boykottierten.
2018 lädt Russland zur Fußball WM ein. Auch dieses Mal werfen politische Themen einen Schatten auf die Sportveranstaltung: Anektion Krim, militärische Auseinandersetzungen in der Ostukraine oder Russlands Rolle in Syrien.
Was ihr noch in Eine Stunde History hört:
- Guido Kratschmer war 1980 Zehnkampf-Weltrekordler, durfte aber bei den Olympischen Spielen in Moskau nicht starten, weil viele westliche Staaten die Spiele boykottierten. Der Grund: Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan.
- Der Sporthistoriker Giselher Spitzer hat sich mit der Sportpolitik in der DDR beschäftigt und festgestellt, dass die sportlichen Erfolge den politisch-ideologischen Zielen untergeordnet wurden.
- Matthias Friebe ist Sportredakteur beim Deutschlandfunk und berichtet regelmäßig über sportliche Großereignisse.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeldschildert Boykotte und politische Instrumentalisierungen von sportlichen Großveranstaltungen im 20. Jahrhundert.
Mehr zu Sport und Politik bei Deutschlandfunk Nova:
- Protest: Wenn Sport politisch wird | Wenn drei Sprinter ihre Podestplätze nutzen, um gegen Rassismus zu protestieren und dafür das Ende ihrer Karriere in Kauf nehmen. Wenn ein israelischer Schiedsrichter nicht mehr nur ein Schiedsrichter ist, weil auf dem Platz eine Mannschaft aus Deutschland spielt. Wenn es der Fußball sein soll, der zum Weihnachtsfrieden 1914 zwischen den Deutschen und Briten geführt hat... Dann ist Sport nicht mehr nur ein Spiel, sondern Politik, bei der es um Interessen geht.
- Thomas Hitzlsperger über Russland: "Mit einem guten Gefühl zurückgeflogen" | Thomas Hitzlsperger war Nationalspieler. Jetzt ist er für den DFB und die ARD unterwegs - auch in Russland. Wir haben mit dem Funktionär über die WM 2018 und über Minderheitenrechte gesprochen.