Mehr als jeder Zweite vertraut Wissenschaftlerinnen, heißt es im Wissenschaftsbarometer. Die Hälfte der Befragten würde sogar am liebsten bei wissenschaftlichen Projekten mitforschen.
Die Organisation Wissenschaft im Dialog hat rund 1000 Menschen in Telefoninterviews befragt, wie es mit ihrem Vertrauen in die Wissenschaft stehe. Ergebnis ist das Wissenschaftsbarometer, dass seit 2014 veröffentlicht wird. Seitdem sei das Vertrauen in die Wissenschaft relativ stabil, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Carolin Born.
Dieses Vertrauen sei aber nicht mit Leichtgläubigkeit zu verwechseln. Der Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog, Markus Weißkopf, sagt, dass die Befragten eine "gesunde Skepsis" zeigten, beispielsweise wenn Forschung mit Mitteln aus der Wirtschaft finanziert werde.
"In dieser komplexer werdenden Welt müssen sich Menschen oft auf Experten verlassen. Gerade an den Grenzen des Wissens oder bei besonders kontroversen Themen – Beispiel Genome Editing oder Künstliche Intelligenz – da wird es oft so komplex, dass nur wenige Personen das durchdringen können."
Allerdings seien Laien in einer immer komplexer werdenden Welt darauf angewiesen, Forschenden vertrauen zu können, weil sie selbst nicht mehr in der Lage seien, die Themen wie Künstliche Intelligenz oder Genome Editing zu überblicken, sagt Markus Weißkopf.
Transparenz schafft Vertrauen
Dieses Vertrauen könnten die Forschenden dadurch erzeugen, dass sie ihre Forschung transparent machten und beispielsweise offen legten, wie sie finanziert werden oder wie sie methodisch vorgingen. Das betrifft Fragen wie: Wer ist für eine Studie befragt worden? Wie viele haben teilgenommen? Waren für die Untersuchung Tierversuche nötig?
Vertrauensbildend sei auch, wenn die Forschenden von Beginn an über ihre Forschungen berichteten, sodass Laien nachverfolgen könnten, wie sie zu ihren Ergebnissen gelangten.
Befragte: Wissenschaft soll sich einmischen
Bei widersprüchlich diskutierten Themen in der Gesellschaft oder Politik wünschten sich viele der Befragten, dass sich die Wissenschaftler stärker einmischten wie zum Beispiel beim Thema Klimawandel. Gerade wenn Politiker und Politikerinnen Forschungsergebnisse ignorierten, wünschen sich drei von vier Deutschen, dass sich die Wissenschaftlerinnen zu Wort melden. Das machen beispielsweise die Scientist for Future. Sie diskutierten bei Panels und Demos mit den Menschen und Politikern.
"Das ist nicht unbedingt die Rolle der Wissenschaft. Sie kann sich einmischen und sagen: Das sind unsere Ergebnisse und Erkenntnisse. Aber sie sollten an der einen oder anderen Stelle nicht zu sehr Partei ergreifen. Das ist nicht ihre Rolle. Da sollten Wissenschaftler darauf achten, ob sie als Wissenschaftler oder als Bürger sprechen."
Markus Weißkopf mahnt, dass Forschende nicht zu sehr Partei ergreifen sollten, weil das nicht ihre Rolle sei. Sie seien dafür zuständig, die Ergebnisse und Erkenntnisse zu verbreiten und zu erklären.
Tatsächlich ist die Wissenschaft durch die Klimabewegung stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt. In Berlin lädt zum Beispiel das Naturkundemuseum immer freitags nach der Fridays-for-Future-Demo die Schülerinnen und Schüler zu einem Experimentierfeld ein. Dabei sitzen sie mit Fachleuten zusammen und reden zum Beispiel über Artensterben oder die Energiewende. Das zeige auch deutlich der Wissenschaftsbarometer, dass die Menschen sich informieren und mitdiskutieren wollen.
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