Über Ostern fahren viele Wintersportfans noch ein letztes Mal in die Berge. In den Alpen liegt noch Schnee. Allerdings kamen viele Pisten in diesem Winter nicht ohne Schneekanonen und künstliche Beschneiung aus. Wir haben nachgefragt, wie zeitgemäß das in Zeiten hoher Energiekosten und Klimawandel ist.
Die Ski-Saison neigt sich langsam dem Ende zu. Mit keiner so guten Bilanz: In vielen Skigebieten waren die Pisten diesen Winter eher weiße Bänder auf grünen Wiesen, weil kaum Schnee gefallen ist. Also haben die Skigebiete die Schneekanonen angeworfen und künstlich beschneit – egal ob im Sauerland oder im Allgäu. Und das mitten in einer Energiekrise. Teure Skipässe und heftige Diskussionen waren das Ergebnis.
"Skifahren ist herrlich: Den ganzen Tag draußen sein im fluffigen Schnee, die Oberschenkel zum Brennen bringen, und dann den Tag gemütlich auf der Hütte ausklingen lassen."
Wintersport ist für manche das Beste: den ganzen Tag draußen sein, im Puderschnee Kurven ziehen, bis die Oberschenkel brennen und abends den Tag auf der Hütte ausklingen lassen.
Diese Saison hat jedoch das Wichtigste gefehlt: Der Schnee. Und daran werden wir uns gewöhnen müssen, sagt Robert Steiger von der Uni Innsbruck. Er forscht dazu, wie sich der Klimawandel auf die Skigebiete und damit auch auf den Tourismus auswirkt: “So etwas wie diesen Winter werden wir einfach häufiger erleben die nächsten Jahre. Wir werden natürlich auch wieder bessere Jahre haben, aber das ist ein Beispiel für einen Durchschnittswinter in 30, 40 Jahren.”
"“Man kann diesen Winter als eine Art Stresstest verstehen."
Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass einzelne Winter extrem warm sein werden und dass so wenig Schnee liegen wird, dass wir uns das heute kaum vorstellen können.
"Mir persönlich macht das Sorgen. Wenn ich meine Schwünge so über den Kunstschnee mache, wie zuletzt am Wilden Kaiser, dann werde ich traurig. Ist einfach nicht dasselbe wie frischer Neuschnee."
Im Skigebiet Wilder Kaiser Brixental in Tirol kostet eine Tageskarte für die Piste mittlerweile 60 Euro. Auch das ist das neue Normal in der Energiekrise. Für diejenigen, die sich das leisten können, ist Wintersport noch möglich. Aber wie lange?
"Wenn man sich das hier anguckt, die grünen Wiesen und den wenigen Schnee, dann hat man allen Grund sich Sorgen zu machen.”
Robert Steiger sagt, Berechnungen gehen davon aus, dass bis Mitte des Jahrhunderts noch ungefähr 80 Prozent der Skigebiete in Österreich schneesicher sind – mit Beschneiung. "Für den Bayerischen Raum schaut es weniger optimistisch aus. Auf längere Sicht wird nur der Raum Garmisch, also die Zugspitze und der Bereich Oberstdorf noch schneesicher sein mit der Beschneiung", sagt er.
Wenn Robert Steiger hier schneesicher sagt, dann meint er: kalt genug, um Kunstschnee herzustellen. Aber wollen wir das? Denn diese ganze künstliche Beschneiung verbraucht Strom und Wasser.
Skigebiete brauchen viel Strom und Wasser
Matthias Stauch ist Vorstandsvorsitzender beim Verband deutscher Seilbahnen. Er sagt: "Am Ende des Tages muss das jeder Betreiber selber entscheiden und über das Für und Wider haben wir in diesem Winter ja wirklich ausführlich diskutiert." 122 deutsche Seilbahnunternehmen haben sich im Verband zusammengeschlossen. Matthias Stauch selbst betreibt die Zugspitzbahn. Auf der Website des Verbands lässt sich nachlesen: Nachhaltigkeit habe Priorität.
"Was passiert denn, wenn wir nicht beschneien würden? Was machen die Leute? Sie fahren nach Österreich, in die Schweiz, nach Südtirol – und ich denke, damit ist auch nix gewonnen.”
Matthias Stauch geht davon aus, dass die Leute dann eben woanders hinfahren, wenn Skigebiete – zum Beispiel an der Zugspitze – nicht mehr beschneit werden. Und damit trifft er einen weiteren Punkt. Denn An- und Abreise machen beim Skifahren etwa die Hälfte der Emissionen aus.
Hinzu kommen die Skikanonen und die sind auch nur mit Ökostrom einigermaßen nachhaltig. Auch die Pistenraupen schaden der Umwelt. Lange Zeit waren das überall Diesel-Schleudern. Sollten wir es also lieber ganz lassen mit dem Skifahren? Robert Steiger von der Uni Innsbruck sagt: "Es ist nicht so, dass das Skifahren die schlimmste Aktivität ist, die man sich vorstellen kann, was Umweltschäden betrifft." Seiner Meinung nach könne Wintersport aber noch viel umweltverträglicher werden, wenn mehr Wind- und Solarkraft eingesetzt würde.
Innovationen für den Urlaub im Schnee
Insgesamt werden Skigebiete – wenn sie weiter existieren möchten – neue Konzepte erarbeiten müssen. Manches passiert auch bereits: Zum Beispiel werden derzeit Wasserstoff-Pistenraupen getestet, in einigen Skigebieten ist die Anreise mit der Bahn im Skipass mit inbegriffen und autonome Elektrobusse könnten in Zukunft von Tal zu Tal fahren, um die Wintersportler*innen an ihren Urlaubsort und auf die Piste zu bringen.
Für manche Orte werden aber auch Innovationen nichts bringen, wenn es einfach nicht mehr schneit und nicht mehr kalt genug ist für Kunstschnee. “Es gibt einige Gebiete, die sagen: Für uns lohnt sich das nicht, wir haben keine Beschneiung, wir bauen die Skilifte ab und bieten Alternativen an", sagt Matthias Stauch.