Ein Igel hält Winterschlaf. Sein Organismus ist darauf programmiert, den Winter ohne Futter zu überstehen. Wenn wir ihn füttern, bringen wir seine innere Uhr durcheinander.
Wenn wir Wildtiere im Winter füttern, wollen wir ihnen eigentlich etwas Gutes tun. Oft schaden wir ihnen damit aber mehr, als das es ihnen hilft. Vor allem sollten wir Igel in Ruhe lassen, sagt Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtierstiftung, weil der im Winter seinen Winterschlaf hält.
"Die Wildtiere sind darauf konditioniert, sich alleine zu versorgen. Und das eben auch im Winter."
Der Igel legt sich im Winter schlafen, sein Stoffwechsel verlangsamt sich dadurch, um gut durch die nahrungsarme Zeit zu kommen. Wenn wir ihn im Winter füttern, bringen wir die innere Uhr des Tieres durcheinander, sagt Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtierstiftung. Denn die Natur habe es so eingerichtet hat, dass er sich ablegen und schlafen sollte, um die kalten Monate zu überstehen.
Winterspeck hilft dem Igel
Auch wenn in dieser Zeit das Futter knapp werden sollte, regelt das der Organismus des Igels ganz von alleine, indem er eine extra Schicht Winterspeck anlegt, so die Wildtier-Expertin. Dieser körpereigene Automatismus könnte ausbleiben, wenn wir das Tier vor dem Winterschlaf mit Essen versorgen.
Auch wer einen Igel in der Natur findet, der schwach wirkt, sollte sich lieber erst bei einer Wildtier-Rettungsstation informieren, bevor wir damit anfangen, ihn zu füttern, sagt Jenifer Calvi. In der Regel kommen die Wildtiere gut alleine zurecht.
Igel füttern: Es kommt darauf an
Wir haben mittlerweile auf eure Kritik zur der Aussage "Igel nicht füttern" reagiert und deshalb hat Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs nochmal genauer recherchiert. Ihr Ergebnis nach dem Gespräch mit Experten: Es kommt darauf an.
Darauf gilt es also zu achten beim Igelfüttern:
- Füttern nur nach Absprache mit Expertinnen oder Experten
- Am besten mit Käfern füttern, zur Not gehen auch Schnecken oder Würmer aus Äpfeln
- Fleischhaltiges Igelfutter aus dem Supermarkt nur für die Erstversorgung nutzen
- Futterstellen, an denen sich viele Igel treffen, vermeiden. Hier können sich die Igel gegenseitig mit Krankheiten anstecken oder bei einem Konkurrenzkampf um das Futter verletzen
Eichhörnchen finden genug Futter in der Natur
Die Pflanzen und Eichen haben den trockenen Sommer überlebt, sagt Jenifer Calvi, dementsprechend ist ausreichend Nahrung für die Tiere vorhanden. Eichhörnchen halten im Gegensatz zu den Igeln keinen Winterschlaf, sondern nur eine Winterruhe. Das bedeutet, dass sie gelegentlich aufstehen, um etwas zu fressen. Heißt, wir könnten Eichhörnchen eine Schale mit unbehandelten Nüssen bereitstellen. Aber unbedingt notwendig ist das nicht, sagt Jenifer Calvi.
Singvögeln schadet Futter im Winter nicht
Wer im Winter unbedingt Tiere füttern möchte, kann Vogelfutter ausstreuen oder aufhängen. Den Vögeln schadet man damit nicht. Im Zweifel ziehen sie einen frischen Wurm aus dem Garten den industriell gefertigten Meisenknödeln sowieso vor.
Wer im Sommer eine Sonnenblume auf dem Balkon hatte, könnte sie einfach stehen lassen. – Die Vögel werde es uns danken.