• Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Vor ungefähr 170 Jahren wurde der letzte Luchs in Deutschland ausgerottet. Doch seit 20 Jahren fassen die Wildkatzen hierzulande wieder langsam Fuß. Allerdings: Stabil ist der Bestand noch lange nicht.

Was der Löwe in Afrika, der Tiger in Asien, der Puma in Nordamerika und der Jaguar in Südamerika ist, ist der Luchs in Europa: die größte der heimischen Katzenarten. In Deutschland wurden die Wildkatzen lange Zeit gejagt und sogar ausgerottet. Doch langsam erholt sich der Bestand.
"In Deutschland wurde der letzte Luchs um 1850 in den bayrischen Alpen getötet. Aber in den späten 1950er-Jahren wanderten immer wieder Luchse aus der damaligen Tschechoslowakei nach Deutschland ein."
Mario Ludwig, Biologe

Schon im Mittelalter waren die Wildkatzen zum einen aufgrund ihres besonderen Fells bei Jägern besonders beliebt. Aber auch weil vermutet wurde, dass sie Schafe und Ziegen töten und fressen würden. Um 1850 wurde dann der letzte Luchs in Deutschland getötet, erklärt Biologe Mario Ludwig.

Einzelgänger statt stabile Population

Rund hundert Jahre später wanderten immer wieder einzelne Luchse nach Deutschland ein - allerdings waren es viel zu wenige, um eine tatsächlich stabile Population zu bilden. Um die Wildkatzen dabei zu unterstützen, wieder zu wachsen, wurden ab 2002 Wiederansiedlungsprojekte in verschiedenen Regionen in Deutschland gestartet: Dabei wurden Luchse aus anderen europäischen Regionen ausgewildert.

Jagderfahrung notwendig

Bei den ausgewilderten Luchsen handelte es sich meist um Wildfänge. Denn nur sie besitzen auch genügend Jagderfahrung, so Mario Ludwig. Denn oft sind Luchse, die in Gefangenschaft aufgezogen wurden, in der freien Natur nicht in der Lage, ausreichend Beute zu schlagen. Schließlich haben sie es nie gelernt.

"Jedes Luchsfell hat ein individuelles Muster. Sowohl Anordnung als auch Größe, Aussehen und Anzahl der Flecken sind bei jedem Luchs verschieden - ähnlich wie der Fingerabdruck von uns Menschen."
Mario Ludwig, Biologe

In Deutschland gibt es insgesamt drei Luchspopulationen: die größte im Harz, eine weitere in Ostbayern und eine dritte im Pfälzer Wald. Gezählt werden die Tiere mit automatischen Kameras. Denn Luchse sind extrem scheue Tiere.

Die Kameras sind mit einem Bewegungs- und Wärmesensor ausgestattet, sodass alle vorbeigehende Tiere erfasst werden können. Anhand der von den Fotofallen geschossenen Bilder können dann einzelne Luchse leicht identifiziert werden. Denn jeder Luchs besitzt ein individuelles Fleckenmuster.

Deutlicher Anstieg nachgewiesen

Im letzten sogenannten Monitoring-Jahr 2019/2020 konnten 130 Luchse identifiziert werden. Das ist ein deutlicher Anstieg zum voran gegangenen Jahr: Da waren es nur knapp 90 Luchse. Das ist zwar einer erfreuliche Nachricht, doch viele Experten sind eher verhalten was die Prognosen angeht, meint der Biologe.

"Die Anzahl an Luchsweibchen mit Nachwuchs in Deutschland ist immer noch zu gering, um von einem stabilen Bestand sprechen zu können."
Mario Ludwig, Biologe

Der Luchs erholt sich auch deshalb nur langsam, weil die Todesrate der Tiere in Deutschland sehr hoch ist. Zum einen werden sie oft im Straßenverkehr getötet, aber oft ist die Todessache unklar oder sie werden tatsächlich Opfer von illegalen Aktionen.

Luchse in Deutschland streng geschützt

Denn Luchse zu jagen ist in Deutschland streng verboten. Die Wildkatzen stehen auf der Roten Liste als Art, die vom Aussterben bedroht ist. Einige Jägerinnen und Jäger halten sich dennoch nicht an das Verbot, weil der Luchs im Verdacht steht, Nutztiere zu jagen. Das konnte aber bei einer Beobachtung von Luchsen in der Schweiz nicht nachgewiesen werden, sagt Mario Ludwig.

Luchse vergreifen sich also selten an Weidetieren. Warum ist nicht klar. Schließlich braucht eine der Wildkatzen pro Tag rund ein Kilogramm Fleisch. Doch der Luchs bleibt dann eher bei Rehen - oder auch schon mal bei anderen Raubtieren. Zum Beispiel Füchsen, Mardern und sogar Mäusen.

Shownotes
Wildkatzen in Deutschland
Der Luchs kehrt zurück
vom 04. August 2021
Moderatorin: 
Anke van de Weyer
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Biologe