Der große Erfolg wurde ihnen vorhergesagt. Die Band "Voltaire" brachte alles mit – fanden alle. Nur nicht das Publikum. Statt des vorhergesagten Erfolgs kam der tiefe Fall. Aber Roland Meyer de Voltaire hat sich neu erfunden. Von dem Weg dorthin erzählt er Sebastian Sonntag im Interview.
Roland Meyer de Voltaire hat endlich wieder eine eigene Wohnung. Eine Zeit lang war er ohne festen Wohnsitz – um zu sich zu kommen. Freunde sagen von ihm, er erfindet sich immer wieder neu.
Wie die meisten Menschen, die mit ihrem Leben brechen und einmal komplett aussteigen, hat Roland Meyer de Voltaire eine Krise zu verarbeiten: Das Scheitern seiner Band Voltaire.
Voltaire: Vom Superlativ zum Bruch
Musikproduzenten, Freunde, die Presse – alle waren sich einig, dass die Band durch die Decke gehen würde und ihnen großer Erfolg bevorstehe. Mit Superlativen wurden sie überschüttet und natürlich wollten sie selbst auch daran glauben. Jahrelang stellte die Band alles hintenan und arbeitete nur auf das Debütalbum hin, das 2006 erschien: "Heute Ist Jeder Tag".
Kritikerinnen und Kritikern gefiel es gut – nur dem Publikum nicht. Der erwartete Erfolg stellte sich einfach nicht ein. Auf ihrer Tour spielte die Band in halb leeren Sälen.
"Wir haben in halb leeren Sälen gespielt."
Das war einerseits frustrierend, andererseits wuchs aber auch der Druck. Druck kam von allen Seiten: Der Druck, den sich jeder selbst macht, aber auch der von Produzenten oder der Familie. Die Band bekam Geldprobleme, manche hatten sogar Schulden gemacht, um sich voll und ganz auf die Musik konzentrieren zu können.
"Wir waren auf Tour und dann kommt der Anruf, dass der Frau zu Hause der Strom abgestellt wurde."
Das alles hat zu einem Bruch geführt, resümiert Roland Meyer de Voltaire heute. Zu viel Enttäuschung, zu vielen Entbehrungen. Die Band zerbrach.
Spekulationen über Gründe des Scheiterns
Eine abschließende Antwort darauf, was genau schief gelaufen ist, hat Roland Meyer de Voltaire nicht. Er spekuliert: Vielleicht war es der falsche Zeitpunkt, während des Sommermärchens 2006 das Debütalbum rauszubringen, vielleicht habe ich auf die falschen Singels gesetzt. Roland will aber auch nicht zu viel darüber nachdenken, weil es ihn sonst in den Wahnsinn treibt, sagt er.
Seit 2016 tritt Roland Meyer de Voltaire unter dem Namen "Schwarz" auf – das Ergebnis seiner Neuerfindung. Eine neue Band zu finden, sei nicht einfach gewesen, sei aber letztlich so gelaufen, wie ein Bandcasting: "Ein paar kennt man schon, und dann hört man sich im Freundeskreis um."
Langzeitdoku "Wie ein Fremder"
Dass das Scheitern zum Leben dazu gehört, und am Ende – rückblickend betrachtet – immer auch etwas Gutes hatte, hören wir von guten Freunden oder lernen es auf Seminaren. Im Fall von Roland Meyer de Voltaire ist daraus jetzt ein Film entstanden.
Die Langzeitdoku: "Wie ein Fremder" von Aljoscha Pause erscheint im Juni 2020 und handelt vom riesen Hype um die Band – und dem für viele noch heute unerklärlichen tiefen Fall. Im Trailer heißt es: "Roland Meyer de Voltaire war extrem begabt. Das kann einem auch manchmal im Weg stehen."
Das ganze Interview mit Roland Meyer de Voltaire hört ihr, wenn ihr oben auf den Playbutton klickt.