Mit der Widerspruchsregel würde jeder im Falle seines Todes automatisch zum Organspender – außer er oder sie widerspricht. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf im Bundesrat, diese Regelung durchzusetzen. Diesmal könnte es erfolgreich sein.
Um Organspenderin oder Organspender zu werden, müssen Menschen in Deutschland bisher selbst aktiv werden und ein Papp-Kärtchen ausfüllen, in dem sie ihre Entscheidung vermerken. Erst dann gibt es den Organspendeausweis.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und einige seiner Kolleginnen und Kollegen, unter anderem aus Baden-Württemberg, wollen die Widerspruchsregel nun erneut auf die politische Agenda setzen, durch den Bundesrat und anschließend ins Parlament bringen.
Die Regelung war 2020 gescheitert
Die Widerspruchsregel besagt: Jede Person kommt im Falle ihres Hirntods automatisch als Organspender*in infrage – es sei denn, sie hat vorher aktiv widersprochen. 2020 hat der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn schon einmal einen Anlauf gewagt. Der ist aber im Bundestag gescheitert.
Für Laumanns Initiative sieht es diesmal besser aus: Baden-Württemberg unterstützt den Regelung bereits, sechs weitere Bundesländer haben angekündigt, ebenfalls zustimmen zu wollen. Im nächsten Schritt käme die Gesetzesinitiative in den Bundestag.
"Es gibt zwischenzeitlich auch Fraktionen, die bei der letzten Abstimmung noch sehr restriktiv waren, aber die zwischenzeitlich Parteitagsbeschlüsse für die Widerspruchslösung haben."
Auch im Bundestag ist die Lage anders als vor vier Jahren: Aktuell arbeiten Politikerinnen und Politiker unterschiedlicher Parteien daran, die Widerspruchsregel durchzusetzen. Die SPD-Abgeordnete Sabine Dittmar ist deswegen optimistisch.
Skeptiker in allen Parteien
Bei den Grünen beispielsweise habe sich das Blatt gewendet, wobei es auch bei ihnen weiterhin einzelne Abgeordnete gibt, die strikt gegen die Widerspruchslösung sind. Auch der CDU-Abgeordnete Sepp Müller sagt, dass er noch viel Überzeugungsarbeit leisten müsse.
"Unser Ziel ist, deutlich über 300 Unterstützer zu kommen. Und da müssen wir jetzt die Klinken putzen und an Türen klingeln."
Müller rechnet damit, dass es noch in dieser Legislaturperiode eine Entscheidung für oder gegen die neuaufgelegte Widerspruchslösung geben wird.
Noch immer fehlen tausende Organspenden
Aktuell stehen bundesweit fast 8400 schwer kranke Menschen auf der Warteliste für ein Organ. Zum Vergleich: Letztes Jahr gab es 965 Spender.
Jährlich verschlechtert sich bei hunderten von Patient*innen der Gesundheitszustand so dramatisch, dass eine Transplantation nicht mehr möglich ist. Viele sterben während der Wartezeit, weil nicht rechtzeitig ein passendes Organ gefunden wurde.
Organspende-Register bisher kein Erfolg
Seit knapp drei Monaten gibt es das Organspende-Register. Mit dem Online-Portal können Kliniken schnell prüfen, ob man Organspender ist oder nicht, ab Juli soll es in allen Krankenhäusern genutzt werden. Doch es hat bisher nicht den erhofften Durchbruch gebracht.
Denn dafür müsste es eben auch jede Person selbst nutzen und sich aktiv eintragen. Und dieser Vorgang ist einigermaßen kompliziert, entweder mit Ausweis-App oder Krankenkassen-App und NFC-fähigem Handy. Vielleicht zu kompliziert, als dass sich alleine dadurch die Zahl der Spendewilligen erhöhen könnte.