Wird Brandenburg zur Wüste, weil die Hitze von Mensch und Natur nicht mehr auszuhalten ist? Müssen wir Golfplätze schließen, weil sie nicht mehr bewässert werden können? Angesichts einer möglichen Klimakatastrophe befasst sich Wassermanager Robert Lütkemeier mit solchen Fragen.
Lütkemeier schwankt zwischen den Extremen: Auf der einen Seite drohen uns Perioden mit zuviel Trockenheit, auf der anderen mit zuviel Wasser. Die Wissenschaft könne noch nicht vorhersagen, welches Szenario genau eintreten werde.
"Es kann durchaus trockener werden. Es könnte aber durchaus auch feuchter werden."
So müsse man sich also auf beide Varianten vorbereiten. Dabei könne der Mensch mit seiner Siedlungsweise sowohl zur Katastrophe als auch zu einer Anpassung an die neuen Bedingungen beitragen.
Hochwasser im Ahrtal 1910
Im Ahrtal etwa habe man nichts aus der Vergangenheit gelernt, so der Wassermanager. Schon 1910 sei dort Hochwasser bekannt gewesen und man habe präzise beobachten können, welche Gefahren in der Folge drohen. Doch bis heute erlauben Behörden Ansiedlungen in kritischen Bereichen.
"Hochwasser gab es im Ahrtal schon 1910. Wir haben offensichtlich nicht viel daraus gelernt."
Die Schadensbilder würden sich seit 1910 gleichen. Der Wassermanager hätte sich daher gewünscht, dass man andere Schlussfolgerungen aus den bereits gemachten Erfahrungen zieht.
Fehler beim Umgang mit knappen Ressourcen
Tesla in Grünheide, Batteriezell-Fabriken im Saarland – die Liste unserer Planungen, mit Ressourcen bei wasserintensiven Industrien verschwenderisch umzugehen, ist noch immer lang. (Anmerkung der Redaktion: Wenige Tage vor der Veröffentlichung unseres Podcasts wurden die Pläne im Saarland nach langen Diskussionen gecancelt. Das chinesische Unternehmen hat sein Vorhaben aktuell für beendet erklärt.)
Auf Nutzung von Regen- und Meerwasser umstellen
Doch auch der Wasserbedarf in der Landwirtschaft könnte nach Einschätzung Lütkemeiers noch steigen. Er warnt vor solchen Entwicklungen und zeigt Politikern, Behörden und der Industrie Wege auf, ihr bisheriges Denken zu verändern. Auch jeder Einzelne von uns sei gefragt, denn bei mehr als 25 Grad Außentemperatur verbrauchen wir deutlich mehr Wasser als sonst. Der Garten wird häufiger bewässert und wir duschen auch durchaus schon mal doppelt am Tag.
Weltweit gesehen lassen sich viele Bereiche im Haushalt auf die Nutzung von Regenwasser umstellen, sagt Robert Lütkemeier. Auch Meerwasser-Pools in unseren Urlaubsregionen seien eine Alternative für die Zukunft.
Robert Lütkemeier ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) in Frankfurt am Main. Er leitet dort das Forschungsfeld "Wasser und Landnutzung". Der Podcast wurde am 11. Januar 2024 von der Universität Darmstadt aufgezeichnet. Lütkemeier hielt dort seinen Vortrag "Lokale Nutzung, globale Wirkung: Neue Perspektiven für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser" im Rahmen der Ringvorlesung "System Erde-Mensch".