Egal ob beim Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel, bei der Wette mit dem Bruder oder beim Fußball: Wir wollen gewinnen. Aber warum ist das so? Warum messen wir uns gerne mit anderen und haben den Drang, besser zu sein? Der Neurowissenschaftler Henning Beck hat Antworten.
Es gibt drei Faktoren, die uns Menschen antreiben: das Streben nach sozialer Anerkennung, nach Freiheit oder nach Verbesserung. Henning erklärt: "Menschen fühlen sich immer dann angetrieben, wenn sie besser werden." Das kann eine Verbesserung im Vergleich zur vergangenen Woche sein – also in Bezug auf die eigene Leistung. Oder eben im Vergleich mit anderen, im Wettbewerb.
"Ich habe so einen Vergleichswert, eine Benchmark. Und dieses Gefühl, den Gegner habe ich besiegt, das ist etwas, was uns tatsächlich antreibt."
Die Gründe dafür liegen im Hirn: Wir haben immer eine Erwartungshaltung von dem, was in der Zukunft passieren könnte. Im Fall von Wettbewerb wollen wir besser sein, einen möglichen Gewinn oder einen Sieg erreichen. "Je schwerer es wird, jemand anders zu schlagen, desto größer ist auch dieses Glücksgefühl, was man dann hat", sagt der Neurowissenschaftler, "man übertrifft nämlich die Erwartung, die man hatte. Und dann ist man auch besonders glücklich, besonders zufrieden, besonders stolz." Umgekehrt: Wenn wir besiegt werden oder verlieren, dann bewertet unser Gehirn das als die größte Strafe, die es geben kann. Vor allem Niederlagen prägen wir uns sehr gut ein und erinnern uns daran.
"Und das prägt sich auch ein – das wissen wir extrem gut. Sportler erinnern sich immer intensiver an Niederlagen als einen Sieg."
Es gibt Menschen, bei denen ist der Wunsch danach, sich mit anderen zu messen, etwas weniger stark. Oder zumindest gibt es Momente, in denen die anderen Faktoren in der Vordergrund treten. Etwa dann, wenn wir in einer Gruppe etwas gemeinsam erreichen möchten. Wenn wir als Band oder Chor ein Musikstück besonders gut auf die Bühne bringen möchte oder wenn wir zusammen mit einer Gruppe an einem Projekt arbeiten. In einer Gruppe gehe es natürlich auch um das Zusammengehörigkeitsgefühl, erklärt Henning Beck. Auch der Faktor der sozialen Anerkennung spielt dabei eine Rolle.
Der Neurowissenschaftler sagt aber auch: So viel anders verhält es sich in diesen Situationen nicht. In der Gruppe kann es am Ende ebenfalls darum gehen, dass wir besser als andere werden möchten oder dass wir unser Musikstück im Vergleich zu letzten Mal verbessern wollen.
"In einem Team schlage ich ein anderes Team. Das ist etwas, was Menschen ganz besonders viel Spaß macht, übrigens auch dazu führt, dass wir sehr erfindungsreich werden."
Wenn wir als Team ein anderes Team beim Sport besiegen, dann mache uns das besonders viel Spaß, erklärt Beck: "Menschen werden sehr kreativ in solchen Momenten, und es zeigt einfach wir sind nicht alleine. Wir sind keine Maschinen, sondern wir leben davon, dass wir besser werden und dass es andere mitbekommen. Am besten in der Gruppe." Ein Sieg etwa macht uns noch zufriedener oder glücklicher, wenn wir dabei von anderen gesehen werden.
"Man stellt tatsächlich fest, dass Männer eher an Wettkämpfen so interessiert sind und sich messen und Status und Prestige daraus ableiten."