Kein Gegenstand, kein Objekt ohne Besitzer. Das gilt jedenfalls in Deutschland. Also erbt manchmal der Staat - und das kann richtig teuer werden. Pascal Fischer weiß, wie das genau abläuft.

Ausgerechnet ein Bordell hat die Bezirksregierung Düsseldorf geerbt. Der verstorbene Besitzer hatte keine Angehörigen, die das Erbe antreten konnten - und dann erbt eben der Staat. Diese unfreiwilligen Erbschaften kommen immer häufiger vor und können ziemliche Probleme verursachen.

Unser Dlf-Nova-Reporter Pascal Fischer hat sich das angesehen: Eigentlich will der Staat diesen herrenlosen Nachlass vermeiden. Gegenstände ohne Eigentümer darf es aber in Deutschland nicht geben. Der Fiskus wird also zum Noterben oder Zwangserben - das ist seit über 100 Jahren so. Er darf diese Erbschaften nicht ausschlagen.

"Es darf in Deutschland keine Gegenstände ohne Besitzer geben."
Pascal Fischer, Dlf-Nova-Reporter

Wegen des demografischen Wandels nimmt die Zahl dieser Erbschaften bundesweit zu. Immer dann, wenn Menschen weder Kinder noch andere Verwandte haben, um sie als Erben bestimmen zu können. Insgesamt besitzt der Staat schätzungsweise um die 10.000 Häuser bundesweit.

Grundsätzlich erbt das Bundesland, in dem der Erblasser seinen letzten Wohnsitz hatte. Wenn die Behörden das nicht ermitteln können, dann erbt Deutschland, also der Bund.

Häufig ein Verlustgeschäft für den Staat

Manche Erbschaften – insbesondere Immobilien bringen hohe Folgekosten mit sich:

  • Winterdienst, Rasenmähen und Baumpflege
  • bei Bauernhöfen: Die Tiere versorgen
  • Haustiere vom Pferde bis zu Koi-Karpfen versorgen
  • bei Kanzleien und Praxen: Dokumente aufbewahren
"Das Land NRW hat schon halbe Brücken oder stillgelegte Bahnstrecken geerbt. Ja, was soll man damit?"
Pascal Fischer, Dlf-Nova-Reporter

Ländlich gelegene Immobilien lassen sich nicht in allen Fällen gut verkaufen. Manche der Gebäude sind einsturzgefährdet und müssen gesichert werden. Und es gibt auch vererbte Immobilien, die wirklich Schwierigkeiten machen. Das Land Niedersachsen erbte ein stillgelegtes Betonwerk – inklusive einer illegalen Müllkippe. In Baden-Württemberg wurde ein Sägewerk mit verseuchtem Boden zum Problemfall.

Was sich aus den geerbten Häusern verkaufen lässt, lässt der Staat versteigern. Die Objekte werden auf zoll-auktion.de angeboten. Das ist quasi in Deutschland das Staats-Ebay.

Mehr Infos zum Erben bei Dlf Nova:

Eine Münchner Kanzlei hat Übersichtstext zum Thema auf der Homepage:

Shownotes
Wenn der Staat erbt
Ein Bordell als Erbschaft
vom 07. Februar 2018
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Pascal Fischer, Dlf Nova