Behörden bestimmen, wer Bafög bekommt, welche Bildungsmaßnahmen umgesetzt oder welche Projekte gefördert werden sollen. Sie fällen also Entscheidungen, die uns alle betreffen und unser aller Leben beeinflussen. Doch die Belegschaft in den Behörden ist nicht sehr divers, und das kann sich auf diese Entscheidungen auswirken.
Weil Behörden-Entscheidungen einen solchen Einfluss auf unser Leben haben, ist ist es auch relevant, wer dort überhaupt Entscheidungen trifft. Das Projekt Vielfalt im Amt (ViA) der Deutschlandstiftung Integration (DSI) mit Forschenden des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) hat die Belegschaft deutscher Behörden untersucht und nun einen Forschungsbericht vorgelegt. Der zeigt deutlich: Divers sieht anders aus!
"Klischeehaft ausgedrückt: Es sind die Schmidts und Müllers dieses Landes, die in den Behörden sitzen. Nachnamen wie Yilmaz oder Nguyễn finden sich dagegen selten."
Jeder vierte Mensch in Deutschland hat eine Migrationsbiografie – entweder weil er oder sie selbst eingewandert ist oder aber dessen Eltern oder deren Großeltern. Während Menschen mit Migrationsgeschichte also 25 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, sind sie nur zu 12 Prozent in den Bundesbehörden vertreten, das ist das Ergebnis des vom Bundesfamilienministerium geförderten Berichts.
Menschen mit Migrationsbiografie sind in Bundesbehörden unterrepräsentiert
Für den Bericht haben die Forschenden Personalabteilungen befragt. Einen Teil der Studie machen zudem Berichte von 19 Menschen mit Migrationsgeschichte aus, die jeweils für drei Monate in einer Bundesbehörde hospitiert haben. Sie führten Tagebuch über diese Zeit Tagebuch und sollten ihre Eindrücke und Erfahrungen schildern.
"Einige haben von Fremdheitsgefühlen berichtet und dass es ihnen zu schaffen gemacht hat, dass die Abteilungen so wenig divers waren und sie keine Vorbilder gefunden haben."
Ingesamt war der Eindruck in den Praktikums-Tagebüchern positiv. Der größte Teil der Praktikant*innen hat die Jobs als sicher und sinnvoll wahrgenommen und das Arbeitsumfeld positiv bewertet. Allerdings haben viele von ihnen angegeben, dass sie sich oft fremd gefühlt haben, weil die Belegschaft so wenig divers gewesen sei.
Besonders Menschen mit muslimischem Background haben berichtet, dass sie manchmal das Gefühl gehabt hätten, sich verstellen zu müssen. Immer wieder sei auch der Eindruck entstanden, sie seien als "Quoten-Migrant" oder "Diversitäts-Botschafterin" vor Ort.
Maßnahmen für mehr Diversität
Für mehr Vielfalt in den Bundesbehörden reicht es laut dem Forschungsbericht nicht, Menschen mit Migrationsgeschichte zu ermutigen, sich auf entsprechende Stellenausschreibungen zu bewerben. Hilfreicher wäre es, tatsächlich Vorbilder zu haben, die selbst eine Migrationsgeschichte haben und die bei der Vernetzung helfen.
"Um vielfältiger zu werden, sollten Behörden ihre Jobs auch in den Social Media ausschreiben."
Positiv bemerkten die Studienteilnehmer*innen außerdem, wenn in der Behörde aktiv über Diversität gesprochen wurde. Das bezeichneten viele als empowernd.
Der Bewerbungsprozess für die Praktika hat laut den Forschenden außerdem gezeigt, dass Menschen mit Migrationsgeschichte eher selten auf klassischen Jobbörsen unterwegs sind. Ein Weg zu mehr Vielfalt wäre deshalb, Job-Ausschreibungen auch via Social Media zu veröffentlichen.