Ein Gewächshaus soll im November ins Weltall transportiert werden. Darin werden dann unter verschiedenen Umweltbedingungen Tomaten gezüchtet.
Im November startet eine Weltraummission, die 70 Satelliten ins Weltall bringen soll. Einer davon ist Eu:CROPIS. Ein Satellit, auf dem sich ein Gewächshaus des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums befindet.
Nachdem der Satellit in einer Höhe von 600 Kilometern um die Erde kreist, wird das Gewächshaus aktiviert. Getestet werden soll, wie Tomatenpflanzen unter verschiedenen Schwerkraftbedingungen gedeihen.
"Das ist ein kleines Versuchsgewächshaus. Es geht darum, dort den Zyklus von Nährstoffen in fast unberührtem Boden unter Weltraumbedingungen mal zum Wachsen zu bringen."
Die Tomaten sollen ein halbes Jahr lang unter der Schwerkraft des Mondes - ungefähr 16 Prozent der Schwerkraft, die auf der Erde herrscht, wachsen. Im nächsten halben Jahr sollen Tomatenpflanzen unter der Schwerkraft des Mars - ungefähr 40 Prozent der Schwerkraft, die auf der Erde herrscht, wachsen.
Wachstum der Tomatenpflanzen wird per Kamera überwacht
Die Forscher haben sich für die Tomatenpflanze als Versuchsobjekt entschieden, weil sie einige wichtige Voraussetzungen erfüllt: Zum einen wächst sie schnell und trägt bald Früchte. Der Satellit, auf dem sich das Gewächshaus befindet, wird nur ein Jahr lang im All bleiben. Danach kommt es zu einem geplanten Absturz. Beim Eintauchen in die Erdatmosphäre werden die Tomatenpflanzen verglühen.
Zum anderen ist die Tomate eine Pflanze, die oberirdisch wächst. Das ist wichtig, damit die Wissenschaftler mithilfe von Kameras genau überwachen können, wie das Wachstum abläuft.
"Wir simulieren und testen letztendlich Gewächshäuser, die auf Mond oder Mars im Inneren eines Habitats stehen könnten und für eine Crew vor Ort frische Lebensmittel liefern, indem sie in einem geschlossenen System Abfälle kontrolliert in Dünger umwandeln."
Um die Pflanzen zu versorgen, wird außerdem Luft, Wasser, getrocknete Erde und synthetischer Urin ins Weltall transportiert. Bakterien im Boden und Algeneinzeller, die mitgenommen werden, sollen helfen, das schädliche Ammoniak des synthetischen Urins in Nährstoffe für die Tomatenpflanzen zu verwandeln.
Damit testen die Wissenschaftler, ob Abfälle wie Urin für die Zucht von Pflanzen wiederverwendet werden können. Diese Erkenntnisse sind wichtig für künftige Weltraummissionen und den Versuch, in der Zukunft Pflanzen auf dem Mond oder dem Mars zu züchten.
Der Astrophysiker Michael Büker rechnet spätestens in einem Jahr mit Fotos von den Tomatenpflanzen, die in dem Gewächshaus im All gediehen sind.
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