Der Weltklimarat mahnt zu raschem Handeln. Es bleiben uns nur noch wenige Jahre, um dramatische Folgen durch die Erderwärmung einzudämmen. Handeln wir nicht in diesem immer kleiner werdenden Zeitfenster, wird das Leben auf der Erde unerträglich.
Mit dem Synthesebericht schließt das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), kurz Weltklimarat, seinen sechsten Reportzyklus ab. Mehr als 600 Forschende und Politiktreibende aus allen Ländern der Welt haben diesen Bericht geschrieben und gemeinsam veröffentlicht. Er fasst die Ergebnisse der vorangegangenen Berichte der letzten 30 Jahre zusammen.
Darin ist eine Warnung ganz deutlich: In den kommenden Jahren müssen alle Staaten weltweit entschiedene Maßnahmen gegen die Erderwärmung ergreifen. Denn bleibt es bei den bisher ergriffenen Klimaschutzmaßnahmen, laufen wir auf eine Erderwärmung um 3 Grad zu – schlimmstenfalls landen wir bei 4 Grad.
"Das 1,5 Grad-Limit ist praktisch gerissen."
Wie ein Leben auf der Erde unter diesen Bedingungen aussieht, kann sich kein Mensch vorstellen. "Das 1,5 Grad-Limit ist ja nicht ohne Grund gesetzt worden. Oberhalb von 1,5 Grad drohen Szenarien, die nicht mehr beherrschbar sind: starke Wirbelstürme, extreme Trockenheiten, die dann auch die Nahrungsgrundlage ganzer Regionen zugrunde richten", beschreibt Georg Ehring aus der DLF-Umweltredaktion mögliche Szenarien.
Derzeit liegt die Erderwärmung im globalen Durchschnitt bei 1,1 Grad und führt jetzt schon zu Extremwetterereignissen wie die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021, Dürre oder Wirbelstürmen wie derzeit der Zyklon Freddy in Südostafrika.
Sofortmaßnahmen für Klimaschutz nötig
Deshalb sollten Politiker und Politikerinnen weltweit jetzt die Maßnahmen ergreifen, die sofort angewendet werden können, um den Ausstoß an Treibhausgasen zu verringern: veränderte Mobilität, weniger Energieverbrauch und mehr erneuerbare Energien. Technische Lösungen, wie der Atmosphäre Kohlendioxid (CO2) zu entziehen, werden noch entwickelt und stehen erst in Jahren zur Verfügung. Außerdem sind sie sehr teuer, sagt Georg Ehring.
Ein 'Weiter so!' erhöht die Risiken für das Leben auf der Erde
Bleibt es bei den bisher ergriffenen Maßnahmen, "werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit in diesem Jahrzehnt noch – jedenfalls aber vor 2040 – die 1,5-Grad-Grenze überschreiten", erklärt Georg Ehring. Das bedeutet aber nicht, dass mal – global betrachtet – um 1,5-Grad wärmer wird, sondern in mehreren Jahren in Folge der weltweite durchschnittliche Temperaturanstieg über dieser Grenze liegen wird.
"Jetzt müssen sich alle stark anstrengen und ihre Klimaschutzanstrengungen erhöhen. Das haben viele Länder auch gemacht – aber in völlig unzureichendem Ausmaß."
Georg Ehring liest aus dem Weltklimabericht ab, dass es derzeit keine "glaubwürdigen Emissionspfade gibt, die Klimaerwärmung wirklich unter 1,5 Grad zu halten". Mit anderen Worten: Unsere Art zu leben führt dazu, dass täglich so viele Treibhausgase in die Atmosphäre abgegeben werden, dass sich das Klima ständig weiter aufheizt.
Beim Pariser Abkommen 2015 haben sich alle Staaten auf eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5-Grad geeinigt, aber sie haben bislang zu wenig dafür getan.
Zu hohe CO2-Emissionen der Industriestaaten
In den entwickelten Industrieländern sind die Emissionen sehr hoch, etwa in Deutschland wegen der Kohlekraftwerke. In den USA, Kanada oder Australien ist es zum Teil "noch schlimmer", sagt Georg Ehring. In den meisten anderen entwickelten Ländern würden die Emissionen inzwischen aber sinken. In den Schwellenländern China und Indien steigen die Emissionen dagegen weiter, allerdings auf einem niedrigeren Niveau.
"Entwicklungsländer tragen nach wie vor sehr wenig zur Erwärmung bei", so der Umweltredakteur. Doch gerade sie und vor allem arme Inselstaaten sind von der Erwärmung am stärksten betroffen und müssen ihre Bevölkerung vor Wirbelstürmen, Flutwellen, Dürren und Ernährungsunsicherheiten schützen.
Vorteile von Klimaschutz
Neben dieser klaren Botschaft zeigt der Weltklimabericht auch deutlich die Vorteile eines konsequenten Klimaschutzes auf: Solarenergie ist in den vergangenen Jahren um 85 Prozent billiger geworden, nennt Georg Ehring ein Beispiel. Diese günstige Energiequelle hat auch positive wirtschaftliche Auswirkungen. Energie könnte so für alle billiger und leichter verfügbar werden.