Methan entsteht in Rindermägen und entweicht, wenn Kühe pupsen. Es entsteht aber auch auf Mülldeponien, auf Äckern, die zu stark gedüngt worden sind – und bei der Produktion von Öl und Gas. Vor allem dort sollen die Methanemissionen jetzt drastisch verringert werden.
16 Prozent beträgt der Anteil von Methan an der Erderwärmung, es ist das zweitwichtigste Treibhausgas. Bei der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai wurde besonders der Bereich Öl- und Gasförderung in den Fokus genommen, denn dort lässt sich mit relativ wenig Aufwand viel erreichen – sprich: Methanverlust vermeiden.
Methan ist Erdgas
Chemisch betrachtet ist Methan Erdgas. Wenn man Leitungen vernünftig abdichtet und damit verhindert, dass es entweicht, lässt sich Methan also als Erdgas verkaufen. Und das kann "manchmal sogar lukrativ" sein, sagt Georg Ehring, der für uns aus Dubai berichtet. Denn das ist zumindest günstiger als viele andere Maßnahmen zum Klimaschutz.
"Es gibt ein internationales Methanversprechen, das vorsieht, die Methanemissionen aus Öl- und vor allem Gasgewinnungsanlagen drastisch zu reduzieren – bis zum Jahr 2030 um drei Viertel."
Teile der internationalen Gemeinschaft haben sich nun auf ein Versprechen geeinigt, die Methanemissionen aus Öl- und Gasgewinnungsanlagen bis 2030 um drei Viertel herunterzuschrauben.
Per Satellitenüberwachung Methanlecks orten
Deutschland ist beim Thema Methaneinsparung weit vorne mit dabei – die Emissionen sind in den letzten Jahren stark zurückgefahren worden, sagt Georg Ehring. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, hat in Dubai eine europäische Satellitentechnik vorgestellt, die sich Daten des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus der ESA zunutze macht: Die Satelliten helfen dabei, Methanquellen ganz genau zu lokalisieren. Auf diese Weise wurden bereits große Gaslecks gefunden.
Bisher konnte der (immer weiter steigende) Methangehalt nur in der Atmosphäre festgestellt werden. Mit der neuen Satellitentechnik lässt sich jetzt viel präziser nachvollziehen, wo das Methan herkommt: Viele Staaten beziehungsweise Betreiber fackeln das Gas nämlich einfach ab, wenn es in die Luft entweicht – das erzeugt CO2. Und wenn die Flamme erlischt, gelangt das Methan selbst in die Luft.
Größerer Druck auf die Methanverbrenner
Die Satellitenüberwachung erzeugt natürlich einen großen Druck auf die Übeltäter, die für die Methanlecks verantwortlich sind – und die jetzt ausfindig gemacht werden können.
"Wenn sie [die Staaten bzw. Raffinerie-Betreiber, Anm. der Redaktion] jetzt verantwortlich gemacht werden dafür, weil sie aufgespürt werden, dann ist das ein viel stärkerer Druck, diese Lücken auch tatsächlich zu schließen."
Das Problem: Es fehlt noch ein internationale Übereinkommen, das diese Form der Satellitenüberwachung anerkennt. Genau das sei gerade ein großes Thema in Dubai, sagt Georg Ehring. Außerdem müsse die Technik, die in Europa bereits erfolgreich angewendet wird, den anderen Teilen der Welt noch zur Verfügung gestellt werden. Europa sei nicht überall Vorreiter, aber in diesem Bereich ziemlich gut aufgestellt.
"Methanversprechen" bisher ohne Russland, China und Indien
Wie so oft bei wichtigen Abkommen machen aber nicht alle Länder mit: Die riesigen Staaten China, Indien oder Russland zum Beispiel haben sich – bisher – an dem internationalen Methanversprechen nicht beteiligt. Aktuell werde versucht, diese Länder doch noch mit ins Boot zu holen, berichtet Georg Ehring. China hat betont, dass es eigene Aktivitäten unternehme, um die Methanemissionen zu reduzieren.
Die USA, ein sehr großer Methanemittent, machen beim Methanversprechen mit. Damit habe man "zumindest die halbe Miete", so Georg Ehring. Wenn China, Indien und Russland doch noch mit ins Boot kommen, könnten die Methanemissionen – wenn sich denn auch alle an das Drei-Viertel-Versprechen halten – bis zum Jahr 2030 tatsächlich drastisch verringert werden. Das wäre ein großer Erfolg bei der Begrenzung der Erderwärmung.
"Bei Russland muss man einfach vermuten, dass sie gerne Geld sparen wollen. Klimaschutz ist da – wenn überhaupt – ein sehr kleines Thema."
Gerade beim Big Player Russland – das Land besitzt sehr viel Gas – sei das Problembewusstsein allerdings überschaubar, sagt Georg Ehring. Das Thema sei dem riesigen Staat offenbar nicht so wichtig, wahrscheinlich wolle Russland hier "gerne Geld sparen". Generell halte sich Russland bei der COP28 völlig bedeckt – wie die russische Delegation wirklich tickt, wisse man kaum. Wenn sie überhaupt in Erscheinung treten, dann als Bremser, so Georg Ehring, als Staat, der sich gegen den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas wendet, weil das nicht im nationalen Wirtschaftsinteresse ist.