Zum Weltfrauentag planen viele Unternehmen gut gemeinte Marketing-Aktionen. Ziemlich verlogen, findet Deutschlandfunk Nova Reporterin Anna Kohn.
Am 8. März ist Weltfrauentag. Viele Unternehmen fangen aber bereits jetzt an, diesen Tag für ihre Marketingaktionen zu nutzen. So hat die Drogeriemarktkette Rossmann zum Beispiel angekündigt, die größte Filiale in Hannover eine Woche lang in "Rossfrau" umzubenennen. Auch das Logo soll sich für den Zeitraum ändern: Statt eines männlichen Zentrauen, einer Mischung aus Mensch und Pferd, soll eine Zentaurin auftauchen. An den anderen Filialen soll zumindest ein Türaufkleber für die Aktion werben.
Laut der Werbeagentur, die für diese Marketingaktion zuständig ist, hat Rossmann eine überwiegend weibliche Kundschaft. Und für die soll die Werbeaktion sein. Angesprochen werden "Powerfrauen", "Beautiqueens", "Sportskanonen" und "Naschkatzen" - mit Sonderangeboten für Schminke, Schokolade und Studentenfutter. Das alles, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anna Kohn, hat einfach nichts mit den Inhalten vom Weltfrauentag zu tun.
"Andere Sachen könnten Frauen viel mehr nützen: Wenn der Rasierschaum für Frauen einfach mal genau so teuer wäre wie der für Männer - und das dann das ganze Jahr über."
Mit der Aktion sollen - laut Pressetext - verschiedene Aspekte von "Frausein" gefeiert werden. Dazu gibt es auch einen Fotowettbewerb bei Instagram mit dem Hashtag #LasstdieFrauraus. Natürlich gekoppelt mit einem Gewinnspiel.
"#LasstdieFrauraus - das macht dann leider gar keinen Sinn mehr. Weil, wo soll die denn vorher gewesen sein?"
Auf den Werbezug zum Weltfrauentag springen auch viele andere Unternehmen auf. 2017 waren das Nike, Benetton, Always, Procter & Gamble - manche Aktionen waren mehr, andere weniger sinnvoll. Auch Snapchat wollte dabei sein und hat extra Filter zum Weltfrauentag angeboten von der Wissenschaftlerin Marie Curie, der Künstlerin Frida Kahlo und der Menschenrechtsaktivistin Rosa Parks.
Das Problem: Der Frida-Kahlo-Filter hat die Haut der Nutzerinnen heller gemacht - und das an einem Tag, an dem Frauen weltweit mit allen Hautfarben gefeiert werden sollen. Kam dann nicht so gut an.
Equal Pay statt Marketing
Auch die Whiskey-Marke Johnny Walker mischt zum Weltfrauentag ordentlich die Werbetrommel und bringt - zeitlich limitiert - eine "Jane Walker"-Edition auf den Markt. Für jede verkaufte Flasche soll ein Dollar an Organisationen gespendet werden, die Frauen unterstützen.
Peinlich: Die Vizepräsidentin des Unternehmens hat in einem Interview bei CNN gesagt, dass gerade Scotch von Frauen als "besonders einschüchternd" gesehen wird, deshalb sei die Aktion eine tolle Chance, Frauen zur Marke einzuladen. Na dann ...
"Die sollten sich mal besser zu equal pay, mehr Frauen in den Vorständen oder fairen Bedingungen für ihre Arbeiterinnen verpflichten."
Als - wenn man so will - Positivbeispiel gilt die Aktion des Hygieneartikelherstellers Always. Dort wurde zum Weltfrauentag 2017 ein Video veröffentlicht, in dem Jugendliche gebeten wurden, "wie ein Mädchen" zu rennen und dann kleine Mädels. Die kleinen Mädchen sind ganz normal gelaufen, während die größeren seltsam rumgehampelt sind. Damit sollte gezeigt werden, dass wir "wie ein Mädchen" oft benutzen, um etwas Negatives zu beschreiben.
Die Botschaft an sich sei natürlich sehr sinnvoll, sagt Anna Kohn, aber letzten Endes stehe die ganze Zeit "Always" unter dem Video und das sei nunmal weiterhin schlicht Werbung. Es sei irgendwie immer verlogen, wenn Firmen den Weltfrauentag benutzten wie Valentinstag oder Halloween.
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